Verwertet AMD teildefekte Xbox-CPUs in Komplett-PCs?
Der Geschäftskunden-Handel Tmall.com, ein Unternehmen, das in der Volksrepublik China von der Alibaba Group betrieben wird, führt seit kurzem einen Mini-High-End-Desktop-Computer, der Insider mit hochgezogenen Augenbrauen zurücklässt. Laut Datenblatt ist dort ein Zen-2-Prozessor von AMD mit 8 Kernen und 16 Threads verbaut, der auf den Namen AMD 4700S hört. Bis auf die unbekannte Modellnummer wäre das noch keine Sensation, schließlich gibt es ja auch einen Ryzen 7 4700G, ebenfalls Zen 2 mit 8 Kernen und 16 Threads, von dem der 4700S abgeleitet sein könnte.
Dass dem nicht so ist, zeigt das Datenblatt. Dort ist zu sehen, dass das System über 16 GB GDDR6-RAM als Systemspeicher verfügt. Die normalen Desktop- oder Mobile-APUs unterstützen jedoch kein GDDR6 als Systemspeicher. Das können nur die Custom-APUs für die Playstation 5 und XBox Series. Im Datenblatt erfährt man auch, dass das System keine iGPU besitzt, sondern mit einer Radeon RX 550 mit 2 GB bestückt ist. Die Wahl für dieses Modell dürfte der Situation auf dem Grafikkarten-Markt geschuldet sein. Mit nur 2 GB ist das Modell für Ethereum-Mining nicht nutzbar und dürfte damit einigermaßen gut verfügbar sein.
Was sehen wir hier also? Es scheint sich um Prozessoren zu handeln, die eigentlich für die Xbox Series X oder Playstation 5 gedacht waren, dann aber aus irgendwelchen Gründen dort nicht eingesetzt werden konnten, z.B. aufgrund von Fertigungsfehlern im iGPU-Bereich oder weil sie die notwendigen Taktraten nicht schafften. Statt die Chips einfach wegzuwerfen, könnte AMD hier aktiv geworden sein und die Chips mit deaktivierter iGPU einer alternativen Verwendung zugeführt haben. Das ist natürlich nur eine Spekulation, da es das Modell offiziell gar nicht gibt, aber der Schluss wäre naheliegend. Sofern die GDDR6-Anbindung der Xbox-APU beibehalten würde, könnte der Zen-2-CPU-Teil auf eine Speicherbandbreite von bis zu 560 GB/s zurückgreifen. Das ist deutlich mehr als die Desktop-Varianten, die mit 2x DDR4-3200-RAM bestückt auf gerade einmal 51 GB/s kommen. Für Anwendungen, die massiv abhängig sind von Speicherdurchsatz, wäre das System damit ein Geheimtipp. Die Frage ist jedoch, ob die CPU alleine eine so hohe Bandbreite überhaupt zu nutzen imstande ist.
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