Verwertet AMD teildefekte (Xbox)PS5-CPUs in Komplett-PCs? (Update)

Update 28.04.2021 Inzwi­schen hat es neue Erkennt­nis­se in die­ser Sache gege­ben. Zum einen exis­tiert auf der AMD-Web­sei­te höchst selbst seit dem 21.04.2021 eine Sup­port-Sei­te für das soge­nann­te AMD 4700S Desk­top-Kit. Dort ist unter ande­rem ein BIOS-Update für das ITX-Main­board zu fin­den, auf dem die 4700S-CPU ver­lö­tet ist:

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BIOS ver­si­on: C03 Release Date : 2021–4‑8
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Description:
1. AGESA ver­si­on: 44.0.0.210407
2. Sup­port both 16GB and 8GB memo­ry systems
3. Fix wake up from Hiber­na­te by power but­ton cau­ses sys­tem auto shut­down problem

Zudem fin­det man dort einen LAN- und einen Chip­satz-Trei­ber für das Kit, der in der Ver­si­on ver. 2.15.01.419 fol­gen­de Kom­po­nen­ten enthält:

Dri­ver Name OS Sup­port­ed Sup­port­ed Version
AMD Pro­ces­sor Power Manage­ment Sup­port — AMD Ryzen Power Plan Win­dows 10 6.0.0.9
AMD PCI Device Driver Win­dows 10 1.0.0.82
AMD I2C Driver Win­dows 10 1.2.0.118
AMD GPIO2 Driver Win­dows 10 2.2.0.130
PT GPIO Driver Win­dows 10 2.0.1.0
AMD PSP Driver Win­dows 10 4.16.0.0
AMD IOV Driver Win­dows 10 1.2.0.52
AMD SMBUS Driver Win­dows 10 5.12.0.38

Das LAN-Paket ent­hält einen Trei­ber für den “ASIX AX88179/178A/179A USB 3.0/2.0 to Giga­bit Ether­net Adap­ter”. Eine unge­wöhn­li­che Lösung, die nicht via PCIe ange­bun­den wur­de, son­dern via USB; evtl. in Erman­ge­lung frei­er PCIe-Lanes?

Com­mu­ni­ty-Mit­glied Crash­test hat der­weil den Geek­bench-Ein­trag genau­er ange­schaut, der mit dem AMD 4700S erstellt wur­de. Dort ist in den CPU-Details zu lesen “Authen­ti­cAMD Fami­ly 23 Model 71 Step­ping 0”. Model 71 oder 47h fällt jedoch nicht in den Bereich der Cus­tom-APU für die Xbox Series X, son­dern in jenen der Play­sta­ti­on 5. Die Wahr­schein­lich­keit ist also sehr hoch, dass es sich hier­bei nicht um teil­de­fek­te Chips der Xbox Series X han­delt, son­dern um wel­che, die für die PS5 vor­ge­se­hen waren.

Neben dem chi­ne­si­schen Kom­plett-PC hat die Platt­form, also Main­board samt ver­lö­te­ter CPU und GDDR6-RAM, auch ein fin­ni­scher Online-Shop im Sor­ti­ment. Erstaun­lich mil­de 325 EUR soll das 8‑Kern-Bund­le dort kos­ten. Ver­füg­bar ist es aller­dings noch nicht.

Ori­gi­nal-Arti­kel vom 27.04.2021
Der Geschäfts­kun­den-Han­del Tmall.com, ein Unter­neh­men, das in der Volks­re­pu­blik Chi­na von der Ali­baba Group betrie­ben wird, führt seit kur­zem einen Mini-High-End-Desk­top-Com­pu­ter, der Insi­der mit hoch­ge­zo­ge­nen Augen­brau­en zurück­lässt. Laut Daten­blatt ist dort ein Zen-2-Pro­zes­sor von AMD mit 8 Ker­nen und 16 Threads ver­baut, der auf den Namen AMD 4700S hört. Bis auf die unbe­kann­te Modell­num­mer wäre das noch kei­ne Sen­sa­ti­on, schließ­lich gibt es ja auch einen Ryzen 7 4700G, eben­falls Zen 2 mit 8 Ker­nen und 16 Threads, von dem der 4700S abge­lei­tet sein könnte.

Dass dem nicht so ist, zeigt das Daten­blatt. Dort ist zu sehen, dass das Sys­tem über 16 GB GDDR6-RAM als Sys­tem­spei­cher ver­fügt. Die nor­ma­len Desk­top- oder Mobi­le-APUs unter­stüt­zen jedoch kein GDDR6 als Sys­tem­spei­cher. Das kön­nen nur die Cus­tom-APUs für die Play­sta­ti­on 5 und XBox Series. Im Daten­blatt erfährt man auch, dass das Sys­tem kei­ne iGPU besitzt, son­dern mit einer Rade­on RX 550 mit 2 GB bestückt ist. Die Wahl für die­ses Modell dürf­te der Situa­ti­on auf dem Gra­fik­kar­ten-Markt geschul­det sein. Mit nur 2 GB ist das Modell für Ethe­re­um-Mining nicht nutz­bar und dürf­te damit eini­ger­ma­ßen gut ver­füg­bar sein.

Was sehen wir hier also? Es scheint sich um Pro­zes­so­ren zu han­deln, die eigent­lich für die Xbox Series X oder Play­sta­ti­on 5 gedacht waren, dann aber aus irgend­wel­chen Grün­den dort nicht ein­ge­setzt wer­den konn­ten, z.B. auf­grund von Fer­ti­gungs­feh­lern im iGPU-Bereich oder weil sie die not­wen­di­gen Takt­ra­ten nicht schaff­ten. Statt die Chips ein­fach weg­zu­wer­fen, könn­te AMD hier aktiv gewor­den sein und die Chips mit deak­ti­vier­ter iGPU einer alter­na­ti­ven Ver­wen­dung zuge­führt haben. Das ist natür­lich nur eine Spe­ku­la­ti­on, da es das Modell offi­zi­ell gar nicht gibt, aber der Schluss wäre nahe­lie­gend. Sofern die GDDR6-Anbin­dung der Xbox-APU bei­be­hal­ten wür­de, könn­te der Zen-2-CPU-Teil auf eine Spei­cher­band­brei­te von bis zu 560 GB/s zurück­grei­fen. Das ist deut­lich mehr als die Desk­top-Vari­an­ten, die mit 2x DDR4-3200-RAM bestückt auf gera­de ein­mal 51 GB/s kom­men. Für Anwen­dun­gen, die mas­siv abhän­gig sind von Spei­cher­durch­satz, wäre das Sys­tem damit ein Geheim­tipp. Die Fra­ge ist jedoch, ob die CPU allei­ne eine so hohe Band­brei­te über­haupt zu nut­zen imstan­de ist.