AMD Epyc – der Angriff auf das Datacenter
Gestern Abend 22 Uhr unserer Zeit hat AMD seine neuen Server-Prozessoren Epyc offiziell vorgestellt. Der Markenname Opteron, den AMD vor gut 14 Jahren zusammen mit dem ersten K8 “Sledgehammer” eingeführt hat, ist damit Geschichte, denn genau wie damals möchte AMD mit seinem ersten Zen-basierenden Server-Prozessor ein neues Kapitel aufschlagen.
Technisch basiert Epyc auf dem gleichen Zeppelin-Die wie der kürzlich vorgestellte AMD Ryzen 5 und 7. Wer mehr über die neue Architektur erfahren möchte, muss also lediglich unseren ausführlichen Ryzen-Artikel lesen. Wie bei den letzten G34-Opterons schon länger praktiziert (erstmals eingesetzt bei Magny Cours), befindet sich bei Epyc jedoch nicht nur ein Zeppelin-Die auf dem Träger, sondern deren mehrere, in diesem Fall vier, verbunden per Infinity Fabric. Daraus resultiert die maximale Kernanzahl je Prozessor von 32. Auch hier ist Zweifach-SMT aktiviert, sodass ein Epyc-Prozessor bis zu 64 Threads verarbeiten kann. “Episch” ist auch die Anzahl an zur Verfügung stehenden PCI-Express Lanes. Nicht weniger als 128 PCIe‑3.0‑Lanes stellt der Prozessor zur Verfügung, sodass die Infrastruktur kaum der Flaschenhals werden kann.
Anders als damals beim Opteron beschränkt sich AMD bei Epyc auf Ein- und Zweisockel-Systeme. In 2P-Konfiguration werden 64 der 128 PCIe-Lanes für die CPU-Direktverbindung umgewidmet, sodass insgesamt auch ein 2P-System 128 PCIe-Lanes für Geräte (NVMe-SSDs, RAID-Controller, 40 Gb-NICs, etc.) frei hat.
Da jedes Zeppelin-Die einen Dual-Channel DDR4-Speichercontroller besitzt, beherrscht Epyc folgerichtig 8‑Kanal-RAM. Im Zweisockel-Betrieb in ccNUMA-Konfiguration sind es demnach sogar 16 Speicherkanäle für das Gesamtsystem. Jeder Kanal darf mit maximal 2 DIMMs bestückt werden, sodass die Mainboards bis zu 32 DIMM-Slots besitzen. Der maximale Speicherausbau beträgt 2 TiB je CPU. ECC ist selbstverständlich.
Zum heutigen Tag stellt AMD 9 Modelle der Epyc-7000-Serie vor, vom Topmodell mit 32 Kernen bis hinunter zum 8‑Kerner. Neben Zwei-Sockel-Varianten gibt es auch drei Modelle mit einem “P” in der Modellnummer, die für Einsockel-Systeme gedacht sind. Alle Modelle verfügen im Gegensatz zu Intel über das volle Featureset und die volle Anzahl an PCIe-Lanes. Selbst das Modell mit nur 8 Kernen ist demnach kein umgepackter Ryzen 7, auch hier sind vier Dies verbaut, um 8‑Kanal-Speicher und 128 PCIe-Lanes zu ermöglichen. Deswegen liegt die TDP auch höher und die Taktfrequenz niedriger als bei Ryzen. Apropos TDP: laut AMD ist die TDP stark abhängig vom verwendeten Speicher. Wird etwa beim Modell 7501 DDR4-2667-RAM verwendet, liegt die TDP bei 170 W. Steckt nur DDR4-2400-RAM im System, sinkt sie auf 155 W. Zudem können die Systeme mit einer Ziel-TDP konfiguriert werden, um sie auf die individuellen Anforderungen des Kunden zu optimieren.
Da AMD mit Epyc den Datacenter-Markt angreifen möchte, bedeutet die Präsentation nicht, dass Epyc ab heute bei den einschlägigen Retail-Preisvergleichsdiensten gelistet ist. Die großen Serveranbieter wie HPE, Dell, Lenovo oder Supermicro gehen natürlich vor. Supermicro hat gestern bereits erste Server bzw. Mainboards vorgestellt, Tyan ebenso. ASUS und Gigabyte werden folgen.
Echte Reviews gibt’s daher zum heutigen Zeitpunkt noch nicht. Heise hat zumindest schon mal einen Cinebench-15-Wert (6879) und ein paar SPEC-Werte, die Epyc im Vergleich zum aktuellen Intel Xeon und dem letzten AMD Opteron auf Bulldozer-Basis zeigen:
Die Werte sehen sehr gut aus, auch die Benchmarks, die AMD selbst veröffentlicht hat. Allerdings wird das nicht lange so bleiben, denn auch bei Intel steht mit Skylake-SP eine neue Server-Plattform mit bis zu 28 Kernen je CPU vor der Tür. Nur in Sachen PCIe-Lanes wird AMD bis auf weiteres konkurrenzlos bleiben im x86-Markt.
Konkrete Preise nennt AMD zum heutigen Tag noch nicht, nur Preisbereiche, in denen man mitspielen möchte:
Modell | Kerne/Threads | Takt/Turbo | TDP | Preissegment |
Epyc 7601 | 32/64 | 2,2 / 3,2 GHz | 180 W | $4000 |
Epyc 7551 | 32/64 | 2,0 / 3,0 GHz | 180 W | $3200 |
Epyc 7551P | 32/64 | 2,0 / 3,0 GHz | 180 W | ? |
Epyc 7501 | 32/64 | 2,0 / 3,0 GHz | 180 W | ? |
Epyc 7451 | 24/48 | 2,3 / 3,2 GHz | 180 W | $2400 |
Epyc 7401 | 24/48 | 2,0 / 3,0 GHz | 155/170W | $1700 |
Epyc 7401P | 24/48 | 2,0 / 3,0 GHz | 155/170W | ? |
Epyc 7351 | 16/32 | 2,4 / 2,9 GHz | 155/170 W | $1100 |
Epyc 7351P | 16/32 | 2,4 / 2,9 GHz | 155/170 W | ? |
Epyc 7301 | 16/32 | 2,2 / 2,7 GHz | 155/170 W | $800 |
Epyc 7281 | 16/32 | 2,2 / 2,7 GHz | 155/170 W | $600 |
Epyc 7251 | 8/16 | 2,1 / 2,9 GHz | 120 W | $400 |
Im Servermarkt herrschen sowieso andere “Gesetze” als im Endkundenmarkt. Möglich, dass jeder Hersteller hier individuelle Konditionen aushandelt.
Links zum Thema:
- Supermicro präsentiert sein erstes Board für EPYC ()
- Heute Abend Live-Präsentation von AMD Epyc ()
- Server-Prozessor AMD Epyc kommt am 20. Juni 2017 ()
- Weitere Details zum Server-Prozessor AMD Epyc ()
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