ASUS ROG Zenith Extreme
Fazit ASUS ROG Zenith Extreme
Das Fazit für ein Hardware-Review zu schreiben fällt nicht immer leicht. Subjektive Empfindungen sollten vermieden werden, Objektivität ist Trumpf. Doch selten fiel dieses Credo in der Vergangenheit so schwer wie heute. Wir versuchen es trotzdem.
Mit dem ROG Zenith Extreme hat uns ASUS ein über 500 Euro teures Mainboard zur Verfügung gestellt. Zwei Threadripper-Reviews später konnten wir uns heute endlich von den Qualitäten des TR4-Flaggschiffs überzeugen. Und die hat das Zenith Extreme tatsächlich, dennoch ist ein Fazit nicht einfach. Denn viele User werden das Mainboard in erster Linie über den Preis beurteilen. Und für über 500 Euro sollte ein Mainboard schon einen deutlichen Mehrwert gegenüber den sonst üblichen 300 bis 350 Euro anderer TR4-Platinen bieten. Ist der Preis des Zenith Extreme also gerechtfertigt? Darauf ein klares “Jein”!
Damit schlagen wir die Brücke zum Anfang des Fazits: Subjektivität und Objektivität. Subjektiv betrachtet ist das Mainboard deutlich zu teuer. Mit einem objektiven Blickwinkel kann sich der finanzielle Einsatz aber durchaus lohnen. Kann, nicht muss. Denn ASUS hat das Zenith Extreme nicht mit dem Preis im Hinterkopf designt, sondern andere Prioritäten gesetzt. Da wäre zuerst die Entscheidung zugunsten einer separaten 10GbE-Steckkarte, statt den Netzwerkchip direkt auf das Mainboard zu löten. Grund hierfür war der Wunsch, so wenig wie möglich geteilte Ressourcen verwenden zu müssen. Durch den Verzicht auf “direktes” 10GbE ist ASUS in der Lage, die PCIe-Lanes von nur zwei Geräten teilen zu müssen. Beide Geräte können sogar gleichzeitig genutzt werden. Das erleichtert die interne Verdrahtung und hilft dem Endkunden, da er nicht auf Abhängigkeiten achten muss. Da ASUS trotzdem 10GbE anbieten will, bleibt nur der Weg über eine separate Netzwerkkarte (welche natürlich auch in anderen Systemen funktioniert). Kauft man sich eine entsprechende Netzwerkkarte separat, so schlägt diese mit einem Preis von rund 90 Euro aufwärts zu Buche. Hier haben wir einen Kostenblock, der den Preis des Mainboards zu einem gewissen Teil in die Höhe treibt.
Ein weiterer Teil entfällt auf die Steuerungs- und Überwachungsmöglichkeiten für Wasserkühlungen. Anschlüsse für Lüfter, Pumpen, Temperaturfühler und Drehzahlmesser machen ausgewiesene Wasserkühlungs-Steuerungshardware zum Großteil überflüssig. Die beiliegende Fan Extension Card erweitert die Möglichkeiten nochmals. Der Haken hierbei ist aber der Fakt, dass separate Überwachungs- und Steuerungshardware von System zu System mitgenommen werden kann. Einmal gekauft, lassen sich Komponenten wie ein Aqua Computer poweradjust oder eine aquaero lange Zeit nutzen. Einem einmaligen finanziellen Aufwand steht eine relativ lange Nutzungsdauer entgegen. Wer auf ein ROG Zenith Exteme setzt, der kauft viele Möglichkeiten und viel Flexibilität, muss bei einem anstehenden Systemwechsel jedoch für Ersatz sorgen. Und wer sogar vor dem Kauf bereits mit externer Hardware ausgestattet ist, für den bringt dieser Aspekt des Zenith Extreme keinen Mehrwert, auf der anderen Seite aber Kosten mit sich.
Auch das Thema LED-Ausstattung ist nicht für Jedermann interessant. ASUS bietet mit drei steuerbaren Anschlüssen für LED-Streifen, den LEDs unter dem Chipsatz- bzw. dem Mosfetkühler und der beleuchteten rechten Kante des Mainboards ein stimmiges Lichtkonzept. Wer LEDs in seinem Rechner mag, der wird das Zenith Extreme lieben. Besonders die rechte Mainboardkante ist dabei ein Eyecatcher. Wer LEDs nicht mag, der kann diese zwar Deaktivieren, muss sie jedoch erstmal mitkaufen und bezahlen.
Nach unserer Ansicht sind die drei genannten Aspekte und deren Umsetzung für einen Großteil des höheren Preises gegenüber Konkurrenzprodukten verantwortlich. Und genau deshalb sollte sich ein interessierter Nutzer genau überlegen, ob er aus diesen drei Aspekten tatsächlich einen Vorteil ziehen kann. Andernfalls sollte der Griff zu einem anderen Modell oder gar einem anderen Hersteller erfolgen. Kann der Nutzer jedoch einen Vorteil daraus ziehen, dann ist er beim ROG Zenith Extreme genau richtig.
Abseits dessen muss ASUS unbedingt an zwei Dingen arbeiten:
- der “Unterstützung” für 16-GByte-Speicherriegel (Presets fehlen bisher, DDR4-3200 nicht alltagstauglich möglich)
- dem An-Aus-An-Problem bei bestimmten Einstellungen
Diese Probleme lassen sich mit folgenden BIOS-Updates in den Griff bekommen. Anders sieht es da bei dem erneut nicht korrekt funktioinierenden Messpunkt für die Prozessorspannung aus. Wie schon beim Crosshair VI Hero liefert besagter Messpunkt nicht die korrekten Werte, was bei einem 500-Euro-Mainboard nicht passieren darf. Dieser Fehler ist leider nicht per Software lösbar und sollte sich nicht ein drittes Mal wiederholen. Bei kommenden Mainboard-Modellen muss es passen!
Unser Fazit zeigt, dass der Kauf eines ROG Zenith Extreme eine höchst subjektive Angelegenheit darstellt. Denn nur wenn das eigene Anforderungsschema zum Mainbboard passt, ist der Einsatz empfehlenswert. Wer “nur” auf der Suche nach einem funktionierenden Mainboard für seinen Threadripper ist, der wird vermutlich woanders glücklich(er). Da helfen dann vermutlich auch keine derartigen Gimmicks wie das kleine OLED-Display für die Anzeige von Post-Codes oder die von innen beleuchteten Audio-Jacks, die eine korrekte Verkabelung selbst im Dunkeln ermöglichen.