Mantle halboffen für andere Hersteller, auch auf den Konsolen vertreten, zukünftiger Zeitvorteil bei Spielveröffentlichungen?
Die Presselandschaft ist noch in Aufruhr, die Diskussionen in den Foren um AMDs neue, hardwarenahe Grafikschnittstelle “Mantle”, die auf AMDs GPU14-Veranstaltung auf Hawaii neben neuen Grafikkarten gezeigt wurde, werden hitzig geführt. Etwas Licht ins Informationschaos konnten nun unsere Kollegen von PC Games Hardware bringen, die einen Reporter vor Ort auf Hawaii haben, welcher ein Interview mit AMDs GPU-Chef Raja Kudori führen konnte.
Wichtigste Meldung ist, dass AMD zwar für Anfragen anderer Hersteller wie z.B. Nvidia (die sich z. Zt. verstärkt dem Linux-Markt zuwenden) offen gegenüber stünde, Mantle jedoch kein offener Standard wie OpenCL/GL sei. Man kann also nicht von “OpenMantle” sprechen. Oder anders gesagt: Mantle gibt es nicht frei und nicht für umsonst.
Zweite interessante Information betrifft den Einsatz auf den beiden Spielekonsolen Playstation 4 und Xbox One. Mantle stünde auch dort zur Verfügung, wodurch die plattformübergreifende Entwicklung von Spieletiteln ermöglicht werden würde. Ob es gewisse Verwandtschaftsgrade mit den Konsolen-APIs gibt, wurde weder bestätigt noch dementiert. Auf die berechtigte Frage unseres PCGH-Kollegen, dass Entwicklerstudios sich dann einfach auf Mantle beschränken könnten, um den Konsolenmarkt plus ein paar GCN-AMD-Kunden abzudecken, erwiderte Kudori, dass dies möglich sei, er es aufgrund der gegenwärtigen Marktsituation aber für unwahrscheinlich hält.
Dieser Meinung kann man durchaus sein, schließlich hat nur knapp 40% der Spieler eine AMD-Grafikkarte und davon haben nur ein Bruchteil der Anwender bereits eine Karte der GCN-Generation. Aber v.a. für kleinere Studios, für die ein extra DirectX-Port zusätzliche, hohe Kosten verursacht, könnte dieser Weg – insbesondere bei einer steigenden GCN-Marktdurchdringung – attraktiv sein. Auch könnte man spekulieren, dass Spieletitel zukünftig zuerst in einer Mantle-Version auf dem Markt kommen, während die DX-Version erst nach ein paar Wochen erscheint, da sie einfach noch nicht fertig ist. Dies wäre sicherlich ganz im Sinne von AMD.
Bei letzteren Überlegungen muss man aber auch berücksichtigen, dass Mantle nicht für jedermann gedacht ist. AMD zielt mit der neuen hardwarenahen Schnittstelle vor allem auf die großen, ambitionierten Entwicklerstudios, die sich von den DirectX-Restriktionen gegängelt fühlen und jedes Bit am liebsten selbst umdrehen würden. Kleineren Studios sollten dagegen die Toolsammlungen und Vorgaben von und um DirectX bevorzugen. In Zukunft könnten sich diese Firmen aber überlegen, auch gleich eine komplette Spiele-Engine der großen Studios zu lizenzieren, womit DirectX ebenfalls an direktem Einfluss verlöre.
Langfristig sieht AMD Mantle als Perspektive für einen Industriestandard. Mehr Details soll es auf AMDs APU13-Konferenz im November geben.
Update 27.09.2013:
Mittlerweile ist der Vortrag bei Youtube zu sehen. Der relevante Teil beginnt bei 2 Stunden und 15 Minuten (8100 Sekunden):
Quelle:
Diskutiert werden kann das interessante Thema im Kommentarthread unserer alten Meldung.
Links zum Thema:
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- AMDs Zukunftsstrategie: Weniger CPU-Last ()
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