AMD Ryzen Threadripper 2990WX im Planet-3DNow!-Review
Sondertests: BOINC — Asteroids@Home
Natürlich darf ein Blick auf die BOINC-Performance des 32-Kern-Prozessors nicht fehlen. Nicht bei der BOINC-affinen Community von Planet 3DNow!.
Wie bereits in anderen Reviews haben wir auch dieses Mal Asteroids@Home genutzt. Einerseits lasten die Workunits dieses Projektes die Prozessoren besonders stark aus und andererseits wird für jede abgearbeitete Aufgabe die gleiche Anzahl von 480 Punkten gutgeschrieben. Das erleichtert die Hochrechnung des Tagesoutputs ungemein.
Wir haben pro zu Verfügung stehendem CPU-Thread mindestens zwei Workunits berechnen lassen. Beide Prozessoren wurden solange mit Workunits voll ausgelastet, bis besagte zwei WUs pro Thread fertig bearbeitet waren. Anschließend wurde die durchschnittliche Berechnungszeit einer Workunit ermittelt und der dadurch entstehende Punkteertrag auf einen Tag hochgerechnet (24 Stunden / durchschnittliche Berechnungsdauer einer WU * Anzahl CPU-Threads * 480 Punkte). In der Hochrechnung wurden vier außergewöhnlich kurz laufende Arbeitspakete nicht berücksichtigt (1x 2990WX, 3x 1950X). In die Wertung flossen beim 2990WX 128 Arbeitspaket mit ein, beim 1950X waren es 80 Workunits.
Und wie schlägt sich der 2990WX nun bei Asteroids@Home?
Die Verdoppelung von Kernen und Threads schlägt nahezu 1:1 auf das hochgerechnete Tagesergebnis durch. Allerdings gibt es ein paar Faktoren, die das Ergebnis möglicherweise etwas relativieren.
Der “Wertungslauf” mit dem 1950X fand einige Tage nach dem des 2990WX statt. Als wir loslegen wollten waren jedoch keine Arbeitspakete verfügbar. Als wir zwei Tage später endlich neues Futter für unsere CPU bekommen konnten, waren ausschließlich AVX-Workunits erhältlich. Der 2990WX hatte hingegen einen bunten Mix aus SSE2‑, SSE3- und AVX-Arbeitspaketen bewältigt. Zudem kommen die Pakete aus unterschiedlichen “Chargen”, sodass leichte Abweichungen möglich sind.
Doch egal, wie schwer die fraglichen Punkte als Vorteil zugunsten des 2990WX wiegen, es bleibt trotz allem ein enormer Leistungsvorteil übrig – unabhängig davon, ob dieser nun bei fast 100 Prozent oder ein paar Prozentpunkten darunter liegt.
Die folgenden beiden Screenshots zeigen zudem einige Aspekte rund um das Testsystem während der Belastung mittels BOINC. Die Messung mittels HWiNFO64 wurde erst gestartet, nachdem die gewünschte Anzahl an Workunits berechnet wurde. So sollten etwaige Einflüsse auf die Leistung eliminiert werden.
Nach mehreren Stunden Last durch Asteroids@Home hat sich der durchschnittliche Kerntakt des 2990WX bei rund 3,1 GHz eingependelt. Allerdings scheint er auch nach dieser langen Zeit noch immer ganz leicht abzufallen, wie der Vergleich zwischen der aktuellen, der maximalen und der durchschnittlichen Taktrate zeigt. Gut möglich, dass beim 24-Stunden-Betrieb nur der Basistakt von 3 GHz stabil erreicht wird. Die CPU blieb mit rund 72 Grad gemessener Maximaltemperatur (Tctl) erstaunlich kühl.
Die Taktrate des 1950X pendelte sich bei etwas über 3.400 MHz ein, was ebenfalls nur knapp über dem Standardtakt liegt (sogar noch knapper als beim 2990WX). Die CPU wurde mit knapp 75 Grad Tctl etwas wärmer.
Steckt der 2990WX im System, so liegt der Verbrauch etwa 135 Watt über dem Verbrauch mit 1950X. Für den 24-Stunden-Betrieb des Systems fallen demnach täglich rund 10,5 Kilowattstunden Verbrauch an. Der Mehrverbrauch des 2990WX fällt deutlich höher aus als es die reinige TDP-Erhöhung von 180 auf 250 Watt gegenüber dem 1950X hätte vermuten lassen. Für den darüber hinaus generierten Mehrverbrauch kann es hingegen mehrere Faktoren geben.
Einerseits ist die TDP-Angabe nicht immer eine feste Verbrauchsgrenze. CPUs können den Verbrauch auch darüber hinaus steigern, sofern andere Parameter eingehalten werden. Hinzu kommen SSE2- und SSE3-Workunits, die der 2990WX im Gegensatz zum 1950X berechnen musste. Auch hier könnten unterschiedliche Lasten auftreten, die zu differierenden Verbräuchen führen.
Einen weiteren Aspekt stellt unsere Wasserkühlung dar. Die Drehzahlkurve der verwendeten Lüfter richtet sich nach der Wassertemperatur. Während diese mit dem 2990WX soweit anstieg, dass die angeschlossenen Lüfter schneller drehten, so blieb die Temperatur mit dem 1950X unterhalb der Referenztemperatur und die Lüfter liefen komplett mit der “Idle”-Drehzahl. Somit geht ein Teil des Mehrverbrauchs des 2990WX auf die Kappe der angeschlossenen Lüfter der Wasserkühlung.
Zwar sind wir nicht ganz glücklich darüber, dass dieser Umstand einen Einfluss auf die Messergebnisse hatte, er zeigt jedoch, dass mit dem 2990WX eine erhöhte Anforderung an die verwendete Kühlung gestellt wird, was unterm Strich sogar zu einem Mehrverbrauch des Gesamtsystems führen kann. Trotz allem sieht es in Sachen Effizizenz hervorragend aus für den Neuling:
Pro verbrauchter Kilowattstunde kann der 32-Kerner rund 8.000 Punkte und damit fast 37 Prozent mehr Punkte generieren als der 1950X. Ein starkes Ergebnis.
Wir haben ausgerechnet, wieviel Energie beide Systeme für den Ertrag von 10.000 Punkten aufwenden müssten.
Beim 2990WX wären das mit 342 Watt rund 125 Watt weniger als beim 1950X. Die Effizienz wurde also ein weiteres Mal deutlich gesteigert.
Zudem lässt sich sagen, dass der neue 32-Kern-Prozessor bei BOINC eine ideale Arbeitslast vorfindet, die ihn seine Muskeln spielen lässt. Wer BOINC-affin ist und über das nötige Kleingeld verfügt, der hat mit dem 2990WX die richtige Distributed-Computing-CPU gefunden.