Sockel AM5: Hybrid Graphics ausprobiert
Nachteile von Hybrid Graphics
Auch, wenn das Feature Einsparungen beim Verbrauch verspricht, so gibt es dagegen gleich mehrere Nachteile. Zwei davon betreffen die Monitor-Anschlüsse der Onboard-Grafik.
Beschränkte Anzahl der Monitor-Anschlüsse
Während halbwegs aktuelle dedizierte Grafikkarten in der Regel drei und mehr Monitoranschlüsse bieten, sieht es bei Onboard-Anschlüssen in der Regel nicht so rosig aus. Knapp zwei Drittel aller aktuell bei Geizhals gelisteten AM5-Mainboards bieten drei Grafikanschlüsse, keines davon mehr. Dagegen bieten rund 90 Prozent der gelisteten PCIe-Grafikkarten mit acht oder mehr Gigabyte VRAM vier digitale Anschlüsse – etwas über 10 Prozent sogar derer fünf Anschlüsse.
Zugegeben, für den Normalanwender genügen auch zwei bis drei Grafikanschlüsse. In einigen wenigen Szenarien kann die Anzahl der benötigten Anschlüsse aber die Nutzung von Hybrid Graphics verhindern.
Spezifikation der onboard-Monitor-Anschlüsse
Da der Monitor bei Nutzung von Hybrid Graphics an einem Grafikausgang der iGPU angeschlossen werden muss, entscheidet dieser Anschluss auch über die Features, die genutzt werden können. AMD listet für die RDNA-2-GPU von Zen 4 DisplayPort 2.0 mit UHBR10, HDMI 2.1 mit FRL, 4K60 und USB Typ C mit DisplayPort-Alt-Mode auf.
Das sind zwar derzeit relativ gängige Spezifikationen, mit immer mehr Monitoren, die 4K120 unterstützen, sieht die Zukunftsfähigkeit der Anschlüsse jedoch nicht sonderlich rosig aus.
Wenn man sich also für ein AM5-System entscheidet und dieses lange nutzt, so gibt es keinen Fortschritt bei den Display-Features – selbst, wenn man irgendwann einmal die dedizierte Grafikkarte upgraden sollte. Zwar haben einzelne AM5-Mainboards auch 4K120-Support in den Spezifikationen zu stehen, das grundsätzliche Problem bleibt jedoch gleich.
Fairerweise muss auch erwähnt werden, dass dieser Nachteil auch andersrum funktioniert: Wer eine ältere Grafikkarte nutzt, die z.B. noch kein 4K60 unterstützt, der kann diesen Support jetzt über Umwege “nachreichen”. Immerhin.
Prinzipbedingt zusätzliche Latenz
Wird Hybrid Graphics genutzt, so wird im 3D-Betrieb auf der dedizierten GPU gerendert. Fertig gerenderte Frames werden dann an die iGPU gesendet und von dort aus an den Monitor. Durch diesen “Umweg” gibt es eine kleine zusätzliche Latenz. Denn statt ein Bild direkt über den Ausgang auf der dedizierten Grafikkarte auszugeben, muss es über den PCIe-Bus zur CPU gesendet werden und dort von der iGPU über den Onboard-Grafikausgang zum Monitor. Das sorgt für eine kleine zeitliche Verzögerung – und zwar aus Prinzip. Es liegt an den Hardware-Herstellern, diese Latenz so gering wie möglich zu halten.
Die Firmware/Software muss mitspielen
Direkt nach dem AM5-Launch haben wir Hybrid Graphics nicht ausprobieren können. Es wollte einfach nicht laufen. Nachdem wir unsere Arbeiten am Mainboard-Review beendet hatten, haben wir uns Hybrid Graphics zugewandt. Und siehe da: Fortan hat es funktioniert. Sofern wir uns anfänglich nicht einfach zu dämlich angestellt haben, hat ein zwischenzeitliches BIOS- und/oder Treiber-Update dafür gesorgt, dass das Feature genutzt werden konnte. Und auch im späteren Verlauf unserer Tests sollten wir noch eine ähnliche Situation erleben. Nämlich mit der 7900XTX, die mehrere Treiber-Updates benötigte, bis Hybrid Graphics überhaupt funktioniert hat.