Sockel AM5: Hybrid Graphics ausprobiert
Hybrid Graphics und seine Voraussetzungen
Auf einer Präsentationsfolie im Rahmen des Zen-4-Launches hat AMD die Features der RDNA2-iGPU aufgelistet.
Als letzter Eintrag wird Hybrid Graphics Support aufgelistet. Mehr gibt es zu diesem Feature nicht von AMD zu lesen. Nicht in den Zen-4-Präsentationen und auch nicht auf AMDs Produktseiten. Das ist äußerst schade, denn mit Hybrid Graphics lässt sich in der Theorie Energie sparen.
Voraussetzungen für Hybrid Graphics
Um Hybrid Graphics nutzen zu können, sind wenige Voraussetzungen zu erfüllen.
Wir benötigen:
- eine iGPU, an deren Grafikausgang ein Monitor angeschlossen wird
- eine dedizierte Grafikkarte, an der kein Monitor angeschlossen wird
- Unterstützung im BIOS bzw. im Betriebssystem und im Treiber
Diese Voraussetzungen werden auch im Windows Display Driver Model (WDDM) Design Guide von Microsoft beschrieben. Eingeführt mit WDDM 1.3 in Windows 8.1 ist Hybrid Graphics also ein Betriebssystem-Feature, welches von Zen-4-CPUs offiziell unterstützt wird.
Soll Hybrid Graphics genutzt werden, so wird der zu verwendende Monitor nicht an die dedizierte Grafikkarte angeschlossen, sondern an einen Grafikausgang der iGPU. Im Desktop-Betrieb übernimmt die iGPU gleichzeitig Rendering und Grafikausgabe, die diskrete GPU wird weitestgehend deaktiviert. Sobald 3D-Leistung benötigt wird, so arbeitet die diskrete GPU, schickt die fertig berechneten Daten an die iGPU und diese gibt sie wiederum an den Monitor weiter.
Immer dann, wenn die dedizierte Grafikkarte nicht benötigt wird, kann Energie eingespart werden. Dazu muss natürlich auch das Nutzungsszenario des Rechners zum Feature passen. Wer seinen Rechner nur nutzt, wenn er zockt, der wird keinen Einspareffekt feststellen – im Gegenteil. Wer hingegen viel im Idle unterwegs ist und/oder im Teillastbereich, für den ist Hybrid Graphics ein durchaus interessantes Feature. Je nach genutzter Hardware-Konstellation und je nach Anwendung sind durchaus nennenswerte Einsparungen zu verzeichnen. Dazu aber ab Seite 5 mehr.
Welche GPU bei welcher Anwendung die Berechnung übernimmt, wird von Windows gesteuert. Folgend ein Screenshot unserer Tests, bei welchem Hybrid Graphics noch nicht korrekt funktioniert hat. Dort wurden sowohl dem Energiesparmodus als auch dem Modus für hohe Leistung nur die iGPU zugeordnet. Entsprechend gering fielen die Frameraten aus. Zwar konnten wir manuell eine GPU festlegen, die Anwendung wollte damit jedoch nicht korrekt starten. Trotzdem bietet das Menü unter System -> Bildschirm -> Grafik Eingriffsmöglichkeiten, falls mal etwas nicht so laufen sollte, wie es erwartet wird.
Dabei war das Feature selbst mit Windows 8.1 nicht neu. AMD und NVIDIA hatten 2008 ziemlich zeitgleich Lösungen für Sockel AM2+ im Angebot, welche aber rein treiberbasiert funktioniert haben. Im Mai 2008 haben wir uns das damalige Hybrid Power von NVIDIA auf einem ASUS Crosshair II Formula mit nForce 780a-SLI-Chipsatz angesehen.
TL;DR: Das Feature konnte überzeugen, die konkrete Umsetzung hingegen nicht. Denn auch wenn Hybrid Power bereits damals für eine ordentliche Verbrauchsreduzierung sorgen konnte, so war nicht alles Gold, was glänzte. Und einige der damaligen Einschränkungen gelten noch heute.