Crosslizenzabkommen gescheitert: AMD setzt auf ARMv8, Intel ohne AMD64
Vor fünf Jahren berichteten wir über das letzte Patentaustauschabkommen zwischen AMD und Intel. In diesem Abkommen gewähren beide Parteien mehr oder weniger widerwillig der anderen Partei ihre eigene Patente zu nutzen. So tauschte AMD schon früher seine 64-Bit-Erweiterung gegen SSE2, während AVX(2) mit den von ATi übernommenen Grafikpatenten bezahlt wurde. Nun aber sind diese fünf Jahre um, AMD und Intel haben neue Chefs und AMD auch eine neue Ausrichtung und Zielmärkte.
Im Zuge von AMDs Konzentration auf Custom-Chips, das APU-Geschäft und sparsame Mobilchips hat AMD nun beschlossen das Patentaustauschabkommen nicht weiter zu verlängern. Man wolle Intel keinen weiteren Zugriff auf die als besonders wertvoll eingestuften ATi-Patente geben und sieht den Verlust der Intel-Patente als marginal an, da man sich in Zukunft sowieso auf ARMs 64-Bit-Architektur ARMv8 konzentriert. Die x86-Opteron-Serverplattformen erhalten kein weiteres Update und laufen aus. Die Zukunft sieht AMD in Dense-Servern auf Basis des Seamicro-Interconnects. AMDs x86-Marktanteil schrumpfte in den letzten Jahren langsam aber stetig, ein letzter Erfolg im Niedrigpreissegment gelang mit der bereits auf Mobilgeräte ausgerichteten Jaguar-Architektur, die erst vor kurzem mit ihrer eigenen gesockelten Plattform FS1b geadelt wurde.
AMDs erster ARM-Chip mit 8 bis 16 Kernen kommt dieses Jahr unter den Codenamen “Seattle” und “Hierofalcon” auf den Markt. Dieser ist sozusagen AMDs ARM-Gesellenstück, bei dem Standardkerne von ARMs Cortex-Linie verwendet werden, die mit AMDs Uncore-Komponenten wie der “Freedom Fabric” und AMDs PCIe-/DRAM-Kontroller kombiniert werden. Als nächsten Schritt hat sich AMD ein HSA-kompatibles APU-Design vorgenommen, als Markenname ist AthlonV8 im Gespräch. High-End-Fans werden unerhoffterweise ebenfalls nicht zu kurz kommen, denn AMDs ehemaliges Bulldozerteam begann nach der Fertigstellung des Excavatordesigns Ende 2012 die Arbeit an einem Hochleistungs-Kern-Design auf ARM-Basis, was das folgende Linkedin-Profil verrät:
MTS Physical Design Engineer
AMDPublic Company; 10,001+ employees; AMD; Halbleiter industry
December 2012 – June 2013 (7 months) Sunnyvale,CA
Project: High Performance ARM core
• 64bit high performance ARM core scheduler (SC) design
• Actively involve with top level floorplanning, unit interface definitions, route planning
• Timing, area feasibility on top architectural paths
• Power, area and timing trade-off analysis for different scheduler implementation schemes
• Recode/restructure rtl for synthesis to produces structural designs with optimal timing and area
• Manage and mentor more junior engineer in the team; NCG interview and recruitment
MTS Physical Design Engineer
AMDPublic Company; 10,001+ employees; AMD; Halbleiter industry
January 2011 – December 2012 (2 years) Sunnyvale, CA
Project Excavator (XV)
Project Power Integration Lead, Excavator (XV)(…)
Weitere Auswirkungen sind im Moment noch unbekannt. Nach dem Scheitern der Crosslizenz-Verhandlungen wird nun die Höhe der AMD64-Lizenzzahlungen von Intel an AMD verhandelt. Für den Fall, dass sich die ehemaligen Vertragsparteien nicht bis Ende 2014 einigen, will AMD Intel den Verkauf aller AMD64-kompatiblen Prozessoren ab 04/01/2015 untersagen. Dies betrifft praktisch fast Intels komplettes Sortiment. Ausnahmen wären nur Überreste der Itanium-Architektur IA64 sowie einige 32-Bit-Atom-Chips, bei denen die 64-Bit-Erweiterung deaktiviert ist.
Edit: 2. April 2014: Wie viele unserer Leser richtig festgestellt haben, handelte es sich bei dieser Nachricht um einen Aprilscherz.
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