Gerüchte über Bug in Zen-Chipsatz

Ende des Jah­res sol­len AMDs neue Hoff­nungs­trä­ger erschei­nen, die “Sum­mit Ridge” genann­ten Pro­zes­so­ren auf Basis der neu ent­wi­ckel­ten Zen-Archi­tek­tur. Für die­se Pro­zes­so­ren wird es auch eine neue Platt­form mit Sockel AM4 geben. Wäh­rend AMD sich auf den letz­ten Ver­an­stal­tun­gen zuver­sicht­lich zeig­te und beton­te, Zen lie­ge im Zeit­plan und über­tref­fe die in ihn gesetz­ten Erwar­tun­gen, brach­te nun der in der Regel gut unter­rich­te­te Bran­chen­dienst Digi­ti­mes eine Mel­dung online, die von Pro­ble­men mit dem kom­men­den Zen-Chip­satz wis­sen will.

Im Detail soll es dabei um Pro­ble­me mit dem USB‑3.1‑Controller gehen. Die­ser kann dem Bericht zufol­ge die Signal­stär­ke nicht auf­recht erhal­ten, wes­halb bei der Über­tra­gung mit etwas län­ge­ren Kabeln die Trans­fer­ra­te mas­siv ein­bre­chen soll. Des­we­gen sei­en ent­we­der zusätz­li­che Signal­ver­stär­ker not­wen­dig oder ein sepa­ra­ter PCIe-USB-Controller-Chip.

Nun muss man bei Zen zuerst ein­mal sor­tie­ren, was mit “Chip­satz” über­haupt gemeint sein könn­te. Den klas­si­schen Chip­satz auf dem Main­board wird es bei der AM4-Platt­form nicht mehr geben, denn Sum­mit Ridge mit Zen-Ker­nen wird ein SoC (Sys­tem-on-a-Chip) wer­den. Wie bei Kabi­ni sit­zen alle grund­sätz­li­chen Ele­men­te eines Chip­sat­zes, die frü­her auf dem Main­board ver­baut waren, wie Memo­ry-Con­trol­ler, PCI-Express-Con­trol­ler, SATA-Con­trol­ler usw., direkt im Pro­zes­sor. Soll­te der Bericht die­sen Chip­satz mei­nen, wäre das natür­lich nicht gut für AMD: ein Bug in Sum­mit Ridge, der die Main­board-Her­stel­ler so kurz vor dem Launch zu Design-Ände­run­gen an ihren Boards zwin­gen würde.

Wahr­schein­li­cher ist jedoch, dass der Bericht nicht den Chip­satz im SoC meint, son­dern den exter­nen Rest auf dem Main­board, der in der Ent­wick­lungs­pha­se als “Pro­mon­to­ry” durch die Gerüch­te­küch­te geis­ter­te. Aller­dings war es eben­falls Digi­ti­mes, die bereits 2014 erfah­ren haben woll­ten, dass die­ser Teil der Platt­form künf­tig nicht mehr von AMD selbst ent­wi­ckelt wür­de, son­dern vom tai­wa­ne­si­schen Ent­wick­ler ASMe­dia, einer Toch­ter von ASUS.

Dazu passt auch die Reak­ti­on der bei­den Her­stel­ler auf die Gerüch­te. Wäh­rend ASMe­dia bekannt­gab, dass man Gerüch­te nicht kom­men­tie­re, beton­te AMD, dass Zen sich im Zeit­plan befin­de und man — jetzt kommt’s — kun­den­spe­zi­fi­sche Lösun­gen auf Board-Ebe­ne nicht kom­men­tie­re. Das sprä­che also dafür, dass nicht die Kom­po­nen­ten im Sum­mit-Ridge-SoC gemeint sind, son­dern die exter­ne Samm­lung an Con­trol­lern und Schnitt­stel­len; frü­her hät­te man South­bridge gesagt, was aber auch nicht mehr stimmt. Bei AMD hieß die­ses Kon­strukt zuletzt bis ein­schließ­lich der Kava­ri-Platt­form Fusi­on Con­trol­ler Hub.

Soll­te das Gerücht zutref­fen, wäre es zwar ärger­lich, aber kei­nes­wegs unge­wöhn­lich. Bei der AMD-South­bridge SB700 pas­sier­te 2007 etwas ähn­li­ches. Damals funk­tio­nier­te in den ers­ten Revi­sio­nen der Takt­ge­ber nicht rich­tig, wes­we­gen die Main­board-Her­stel­ler einen exter­nen ver­bau­en muss­ten. Oder man den­ke an die Pro­ble­me beim Intel Plat­form Con­trol­ler Hub der San­dy-Bridge-Platt­form, wo eine neue Revi­si­on not­wen­dig war, weil bei der Ur-Fas­sung die SATA-Ports zu schnell ver­schlei­ßen konn­ten. In die­sem Fall wäre es sogar Glück im Unglück, wenn man das Pro­blem mit zusätz­li­chen Bau­tei­len behe­ben kann und es noch vor dem Release erkannt wur­de. Dass es auch anders geht, zei­gen z.B. der VIA-South­bridge-Bug 2001 oder der AMD-TLB-Bug 2007 — mit ent­spre­chend schwe­rerwie­gen­den Folgen.