Wieder normale Grafikkartenpreise dank ASIC-Miner? (Update: Cryptonight)

Update vom 16.03.2018:
Das The­ma Mining mit ASICs scheint wei­ter Fahrt auf­zu­neh­men. Bit­co­ins und Lite­co­ins wer­den bereits seit etli­chen Jah­ren mit ASICs gemi­ned, obwohl das so nie geplant war. Eini­ge Kryp­to­wäh­run­gen wie Sia­co­in set­zen von sich aus auf ASICs, die meis­ten der jün­ge­ren Wäh­run­gen jedoch woll­ten ihren Algo­rith­mus gegen ASICs schüt­zen, damit nor­ma­le Anwen­der mit ihren CPUs und GPUs auch an der Wert­schöp­fung teil­ha­ben kön­nen und nicht nur bestimm­te Grup­pen, die gan­ze Rechen­zen­tren mit ASIC-Minern voll­stel­len. Dar­un­ter fal­len Ethe­re­um, die Equi­hash-Wäh­run­gen wie ZCash und Bit­co­in Gold, sowie die gesam­te Cryp­to­night-Arma­da wie Mone­ro, Elec­tro­ne­um, Sumo­ko­in, und vie­le mehr. Hier war auf­grund des Algo­rith­mus mit ASICs bis­her nichts aus­zu­rich­ten. Zu den Nach­tei­len der Aus­rich­tung auf Gene­ral-pur­po­se-Hard­ware gehö­ren die extre­me Knapp­heit an schnel­len Spie­le-Gra­fik­kar­ten auf dem Markt seit Früh­jahr 2017 und/oder ihre exor­bi­tan­ten Preise.

Über den geplan­ten Ethe­re­um-ASIC-Miner haben wir in der Ori­gi­nal­mel­dung bereits berich­tet (sie­he unten). Doch nun scheint die­se Wand auch bei den Cryp­to­night-Wäh­run­gen zu brö­ckeln. Bereits Ende 2017 war die Hash­ra­te bei Mone­ro & Co. mas­siv in die Höhe geschnellt. Damals ver­such­te man dies mit schnel­le­ren Gra­fik­kar­ten – ins­be­son­de­re Vega per­formt sehr gut bei Cryp­to­night –, Mining im Brow­ser durch Besuch einer Web­sei­te sowie Bot­nets zu erklä­ren. Doch das scheint nur die hal­be Wahr­heit, tat­säch­lich nur die Vor­hut einer Rei­he von neu­en Cryp­to­night-ASICs gewe­sen zu sein. Das war bei frü­he­ren Wäh­run­gen schon so, dass die Her­stel­ler, die so ein Gerät ent­wor­fen hat­ten, zunächst ein­mal selbst damit geschürft haben solan­ge die Dif­fi­cul­ty noch nied­rig lag. Erst als die Dif­fi­cul­ty auf­grund der gestie­ge­nen Gesamt-Hash­ra­te stark zuge­nom­men hat­te, boten sie ihre ASIC-Miner auch für den Ver­kauf an.

Das scheint sich nun bei Cryp­to­night zu wie­der­ho­len. Seit eini­gen Tagen bie­tet Bai­kal einen Giant N genann­ten Cryp­to­night-ASIC-Miner an, der eine Hash­ra­te von 20.000 H/s bei nur 60 W Strom­ver­brauch schafft. Zum Ver­gleich: ein bei Cryp­to­night sehr guter AMD Ryzen 7 1700 schafft gera­de mal 530 H/s bei 90 W, der Klas­sen­pri­mus in die­ser Dis­zi­plin, die AMD Rade­on Vega 56, mit maxi­ma­ler Opti­mie­rung 2.000 H/s bei 150 W. Bereits hier haben wir es also mit einer Effi­zi­enz­stei­ge­rung um den Fak­tor 25 bis 56 zu tun.

Noch einen Schritt wei­ter geht der neue Ant­mi­ner X3. Die­ser soll 220.000 H/s bei 550 W Strom­ver­brauch schaf­fen, bie­tet also eine noch­mals höhe­re Effi­zi­enz und vor allem die elf­fa­che Leis­tung des Bai­kal Giant N. Sobald die­se Gerä­te im gro­ßen Sti­le ein­ge­setzt wer­den, hat sich’s bei Cryp­to­night-Wäh­run­gen aus­ge­mi­ned mit GPUs oder gar CPUs, da sie nur noch einen ver­schwin­dend gerin­gen Ertrag erschür­fen dürften.

Mone­ro im Spe­zi­el­len hat aller­dings bereits Ände­run­gen am Algo­rith­mus ange­kün­digt, um das Pro­of-of-Work-Ver­fah­ren so zu ändern, dass die­se Miner nicht mehr ein­ge­setzt wer­den kön­nen. Ob dies lang­fris­tig Erfolg haben wird oder gerin­ge Firm­ware-Ände­run­gen aus­rei­chen, um sie doch wie­der nut­zen zu kön­nen, bleibt abzu­war­ten. Im Zwei­fel wer­den sie eben nicht bei Mone­ro, son­dern bei den zahl­rei­chen ande­ren Cryp­to­night-Wäh­run­gen ein­ge­setzt wer­den. In jedem Fall sind die jüngs­ten Ent­wick­lun­gen in der Kryp­to­sze­ne – ASICs für Cryp­to­night, ASICs für Ethe­re­um, mit­tel­fris­ti­ge Abkehr von PoW zu PoS ohne Mining bei Ethe­re­um – nicht die schlech­tes­ten Nach­rich­ten für Gamer, um wie­der zu nor­ma­len Prei­sen an ihre Wunsch­kar­ten kom­men zu können.

Ori­gi­nal­mel­dung vom 14.03.2018:
Seit dem Früh­jahr 2017 herrscht auf dem Gra­fik­kar­ten-Markt Aus­nah­me­zu­stand; seit die Kryp­to­wäh­rung Ethe­re­um, die mit GPUs geschürft wird, ihren Sie­ges­zug ange­tre­ten und sich im Kurs ver-x-facht hat, ist die Lie­fer­si­tua­ti­on bei star­ken Gra­fik­kar­ten extrem ange­spannt. Im Gegen­satz zur Leit­wäh­rung Bit­co­in wur­de Ethe­re­um von vor­ne­her­ein so ent­wor­fen, dass es nicht mit spe­zi­el­len ASICs geschürft wer­den kann. Hin­ter­grund für die Design­ent­schei­dung war, dass es für eine Kryp­to­wäh­rung nicht gesund sei, wenn ein paar weni­ge Miner­far­men einen Groß­teil der Rechen­leis­tung für die Block­chain erbrin­gen. Statt­des­sen soll­te das Mining demo­kra­ti­siert wer­den, sodass jeder User zu Hau­se mit sei­nem PC am Netz­werk teil­ha­ben kann.

Was auf den ers­ten Blick ver­nünf­tig wirkt und bei klei­ne­ren Wäh­run­gen wie ZCash oder Bit­co­in Gold gut funk­tio­niert, hat­te bei einem Schwer­ge­wicht wie Ethe­re­um uner­war­te­te Neben­wir­kun­gen. Auch hier tra­ten Mining­far­men aufs Par­kett, aller­dings kauf­ten die­se dann nicht hun­der­te spe­zia­li­sier­te ASIC-Miner, son­dern zehn- und hun­dert­tau­sen­de von Gra­fik­kar­ten, die sich beson­ders gut dafür eig­nen. Als ers­te traf es die Fami­lie AMD Rade­on RX 470/480/570/580. Als die ent­spre­chen­den Gra­fik­kar­ten im Preis stark gestie­gen oder nicht mehr zu bekom­men waren, wichen die Miner auf Model­le aus, die vom Preis-Leis­tungs­ver­hält­nis ursprüng­lich nicht ide­al waren, wie die NVIDIA GeForce GTX 1080. Inzwi­schen sind sogar die klei­nen Kar­ten nicht mehr vor Aus­ver­kauf sicher. So ist etwa die Rade­on RX 560 mit 4 GiB RAM heu­te fast 50 % teu­rer als noch vor einem hal­ben Jahr.

Aller­dings gibt es ein paar Ent­wick­lun­gen, die den Gra­fik­kar­ten-Markt wie­der etwas ent­span­nen könn­ten. So soll es dem­nächst von Bit­main, dem größ­ten Anbie­ter für Mining-ASICs, einen spe­zi­el­len Miner für Ethe­re­um geben. Es ist kein her­kömm­li­cher ASIC-Miner, son­dern spe­zi­ell an die hohen RAM-Anfor­de­run­gen von Ethe­re­um ange­passt. Die­ser Miner soll ca. 200 MH/s (vgl. Rade­on RX 580 mit ca. 25 MH/s) bei 800 W schaf­fen und einen Anschaf­fungs­preis von ca. 2.000 US-Dol­lar auf­wei­sen. Das ist viel Geld, da er jedoch 8 gän­gi­ge Rade­on-Gra­fik­kar­ten ersetzt, wäre er unter dem Strich womög­lich sogar das güns­ti­ge­re Ange­bot. Und er wür­de wie­der mehr Gra­fik­kar­ten für Gamer übrig lassen.

Abge­se­hen davon gibt es aber­mals Bestre­bun­gen von Gra­fik­kar­ten-Her­stel­lern, spe­zi­el­le Kar­ten für Mining auf­zu­le­gen. Das ist nicht neu, hat­te bis­her jedoch wenig Erfolg, da die Spe­zi­al­kar­ten nichts bes­ser konn­ten als die han­dels­üb­li­chen. Nun jedoch ist in einem Blog für Miner zu lesen, dass es eine Vari­an­te der NVIDIA GeForce GTX 1080 geben soll, die auf­grund ihrer spe­zi­el­len Kon­zep­ti­on ins­be­son­de­re beim RAM erheb­lich mehr Leis­tung erbrin­gen soll als die Stan­dard­aus­ga­be. Die Rede ist von 47 MH/s bei Ethe­re­um, was glatt dop­pelt so hoch wäre wie bei einer Standard-GTX-1080.

Der drit­te Punkt ist, dass Ethe­re­um mit­tel­fris­tig weg möch­te vom übli­chen Pro­of-of-Work-Ver­fah­ren, das eine enor­me Rechen­leis­tung erfor­dert und zu exor­bi­tan­tem Strom­ver­brauch führt. So soll bei­spiels­wei­se das Bit­co­in-Netz­werk mitt­ler­wei­le einen höhe­ren Strom­ver­brauch haben als der Staat Däne­mark. Statt­des­sen ist der lang­fris­ti­ge Plan bei Ethe­re­um, zu Pro­of of Sta­ke zu wech­seln, was Mining gänz­lich über­flüs­sig machen wür­de. Damit wür­de man für Ethe­re­um weder GPUs noch ASIC-Miner benötigen.

Rosi­ge Aus­sich­ten also für Gamer und zurück zu Gra­fik­kar­ten­prei­sen wie 2016? Nicht unbe­dingt! Ethe­re­um ist ja nicht die ein­zi­ge Kryp­to­wäh­rung, die mit Gra­fik­kar­ten geschürft wird. Es steht zu befürch­ten, dass GPU-Mining­far­men dann eben zu ZCash und Bit­co­in Gold (NVI­DIA-Kar­ten) oder zu Mone­ro und ande­ren Cryp­to­night-Wäh­run­gen (AMD-Kar­ten) wech­seln wer­den, um ihre Infra­struk­tur-Inves­ti­tio­nen best­mög­lich zu nutzen.

Lang­fris­tig wird nur hel­fen, wenn Pro­of of Work wäh­rungs­über­grei­fend zum Aus­lauf­mo­dell wird und neue Ansät­ze wie Pro­of of Sta­ke oder Post-Block­chain-Lösun­gen wie Byte­ball oder IOTA in den Fokus rücken.