AMD Ryzen Threadripper 2990WX im Planet-3DNow!-Review
AMD Ryzen Threadripper 2000 im Überblick
Bevor wir uns dem heutigen Testkandidaten im Detail widmen, wollen wir zuerst einen genaueren Blick auf die Threadripper-2000-Serie werfen. Denn neben dem neuen Topmodell mit 32 Kernen umfasst diese Serie noch drei weitere CPUs, die AMD in einem Briefing-Call näher vorgestellt hat.
Threadripper ist auch mehr als ein Jahr nach seinem Start keine CPU für Jedermann. Wie wir bereits in unseren Reviews dargestellt haben, benötigen die TR4-CPUs die richtige Arbeitslast bzw. die richtige Einstellung, um optimale Leistung zu bringen. Dieser Fakt wird mit den neuen 24- bzw. 32-Kern-Modellen noch wichtiger, weshalb AMD genau für diese beiden Prozessoren eine neue “Klasse” definiert hat: Die “WX”-Serie.
AMD gibt gleichzeitig eine Nutzungsempfehlung an. Und soviel vorweg: Wer einen 2990WX kauft, der sollte die passenden Anwendungsszenarien haben – andernfalls ist Enttäuschung vorprogrammiert.
Die Threadripper-2000-Serie hat einen gestaffelten Produktstart hingelegt. Mitte August wurden zuerst das neue Topmodell mit 32 Kernen, der 2990WX, sowie der direkte Nachfolger des 16-Kerners 1950X, der 2950X, vorgestellt. Ende Oktober folgten dann die Modelle 2970WX mit 24 Kernen sowie der 2920X mit 12 Kernen. Ein Nachfolger für den TR4-Einstiegsprozessor 1900X mit “nur” acht Kernen wurde nicht vorgestellt.
Die Listenpreise der neuen CPUs reichen von 649 Dollar für den 12-Kerner bis hin zu 1.799 Dollar für das 64-Thread-Exemplar. Im Gegensatz zu den direkten Vorgängern werden 2920X und 2950X um 150 respektive 100 Dollar preiswerter gelistet, 2970WX und 2990WX besetzen dagegen zwei völlig neue Preispunkte.
Hergestellt werden die neuen Modelle analog zu Ryzen 2000 in 12 Nanometer, womit auch bei Threadripper höhere Maximaltaktraten einzug halten. Bis zu 4,4 GHz Boost-Takt stehen zu Buche und selbst das 32-Kern-Modell darf, sofern alle Rahmenbedingungen stimmen, bis zu 4,2 GHz boosten. Möglich macht das neben der Erhöhung der TDP auf 250 Watt für 2970WX und 2990WX abermals die Verwendung der besten Dies für Threadripper.
Auf der rechten Seite sehen wir ein Schema des internen Aufbaus eines 2950X. Der Aufbau selbst ist dabei identisch zum Vorgänger 1950X. Zwei aktive Dies haben jeweils nach außen geführte PCIe-Lanes sowie ein Dual-Channel-Speicherinterface. Beim 2950X beträgt die Bandbreite zur Kommunikation der Dies untereinander 50 Gigabyte pro Sekunde in beide Richtungen.
Und wie sieht es beim 2990WX aus?
Der grundsätzliche Aufbau bleibt gleich. Wieder gibt es zwei Dies mit je acht Kernen, die exakt die gleiche Anzahl an PCIe-Lanes und Speicherkanälen nach außen führen. Daneben gibt es zwei weitere aktive Dies, welche jedoch keinerlei direkte Kommunikation mit der Außenwelt durchführen können. Diese Dies sind mit jedem anderen Die auf der CPU mittels Infinity Fabric verbunden und haben damit nur indirekten Zugriff auf den Arbeitsspeicher bzw. die PCIe-Geräte. Zudem beträgt die Bandbreite für die Kommunikation der Dies untereinander nur glatt die Hälfte der des 2950X.
Dank dieses Aufbaus ist die Mainboard-Kompatibilität zu bestehenden TR4-Platinen zu 100 Prozent gegeben (ein passendes BIOS-Update vorausgesetzt). Andererseits liegen dadurch natürlich performancerelevante Eigenschaften brach. Kein Achtkanal-Speicherinterface, “nur” 64 PCIe-Lanes – sowohl beim 2970WX als auch beim 2990WX wäre theoretisch mehr drin gewesen.
AMD entscheidet sich hier aber scheinbar bewusst zur Produktabgrenzung gegenüber den EPYC-CPUs, welche genau diese Features bieten.
AMD stellt heraus, dass man neben der Erhöhung der Kernanzahl auch “unter der Haube” gearbeitet hat. Bessere Cache- und Speicherlatenzen sollen die Leistung gegenüber der Threadripper 1000-Serie von 2017 weiter verbessern.
Doch nicht nur die Latenzen wurden verbessert, auch der veränderte Herstellungsprozess hilft. Einerseits sind, wie bereits erwähnt, höhere Boost-Taktraten möglich. Andererseits lässt sich die Betriebsspannung um 80 bis 120 Millivolt bei identischer Taktrate verringern.
Mit Threadripper 2000 wird auch auf der TR4-Plattform Precision Boost 2 eingeführt. Damit wird die feste Begrenzung von Boost-Taktraten je nach Kernanzahl aufgehoben und der Boost aller Kerne ausschließlich nach den Rahmenbedingungen ausgerichtet. Sofern ausreichend Spielraum bei Temperatur und Leistungsaufnahme von SoC und Kernen besteht, so dürfen alle Kerne gleichzeitig die maximale Taktrate anstreben. Genau dieser Umstand dürfte bei gemischten Workloads einen ordentlichen Anteil am Performanceboost ausmachen.