2015/Q2 — Quartalszahlen: AMDs Umsatz bricht weg

Es will nicht besser werden. AMD kämpft nicht nur mit alten Designs, sondern auch mit einem insgesamt schwächelnden Markt. Wie schon Intel muss AMD starke Umsatzeinbußen in den Bereichen PC-Prozessoren und Grafikkarten hinnehmen. Verglichen mit dem bereits schwachen Vorjahresquartal halbiert sich diese Sparte und kommt nun nur noch auf einen Umsatz von 397 Millionen US-Dollar. Trotz der umfassenden Sparmaßnahmen kann der Bereich so nicht mehr gewinnbringend arbeiten und schreibt 147 Millionen US-Dollar Minus.
Kenner der Branche dürfte das weniger überraschen. Während AMD auf dem Desktop mit alten Designs wie Vishera in 32 nm und Kaveri in 28 nm gegen Intels vierte Core-i-Generation Haswell in 22 nm kämpft, versucht der kleinere x86-Riese zurzeit mit dem auf Effizienz getrimmten Carrizo und Carrizo‑L Fuß zu fassen. Hier muss sich AMD aber bereits mit ersten 14-nm-Prozessoren aus dem blauen Lager messen. Dennoch lieferte Carrizo hier in den recht wenigen Tests bisher durchaus einige Achtungserfolge. Von einer Vielfalt kaufbarer Produkte auf dem deutschen Markt kann man im Moment aber noch nicht sprechen.
Im Grafikbereich brachte AMD vor einigen Wochen ein weitgehendes Rebranding der R200-Generation mit nur kleinen Taktanpassungen auf den Weg. Darüber thronen die beiden Neulinge R9 Fury und R9 Fury X, die allerdings mit Preisen um die 600-€-Marke eher etwas für Enthusiasten und nicht für die Masse darstellen. Immerhin zeigt der Entwickler mit den Karten, dass man durchaus versucht, neue Wege zu gehen und neue Technologien in die Produkte einfließen zu lassen. Aber dieses Produkt wird vermutlich erst im kommenden Quartal Früchte tragen.
Dies, zusammen mit dem anstehenden Windows-10-Start, lässt hoffen, und so scheint man auch bei AMD zu denken und stellt für das kommende Quartal einen drei bis neun Prozent höheren Umsatz in Aussicht. AMDs Semi-Custom-Sparte läuft hingegen relativ konstant mit 563 Millionen US-Dollar (Vorjahr 613 Millionen US-Dollar) und kann einen Gewinn von 27 Millionen US-Dollar ausweisen. Dies zeigt aber auch, wie gering hier die Marge ist, vor allem wenn man bedenkt, dass hier 33 Millionen US-Dollar allein für die Umstellung auf FinFET abgeschrieben werden müssen.
Zwar hat AMD im Frühjahr weitere Designwins in der Semi-Custom-Sparte angekündigt und Carrizo wird erst noch zeigen, wie gut er sich verkauft, allein auf Windows 10 kann sich AMD allerdings nicht stützen. Viele aktuelle Rechner laufen auch mit dem neuen Betriebssystem von Microsoft. Der Aufrüstzwang bei Einführung einer neuen Windows-Version ist seit der Einführung von Windows 7 fast nichtig. Somit muss AMD durchhalten und hoffen, dass im Herbst nächsten Jahres die neuen Prozessoren mit Zen-Architektur und Grafikkarten der Arctic-Islands-Generation ein voller Erfolg werden.
Das Transcript des Earnings Calls findet ihr wie üblich bei Seeking Alpha.
Links zum Thema:
- Carrizo-Laptop nun auch bei HP aufgetaucht — lagernd ()
- AMD Radeon R9 Fury vorgestellt ()
- AMD überspringt 20 nm zugunsten von FinFET ()
- Erste Eckdaten von Carrizo-Notebooks für Deutschland ()
- Erste Laptops mit AMD Carrizo‑L APU in Deutschland gesichtet ()
- AMD lässt mit Radeon R9 Fury X die erste Grafikkarte mit HBM vom Stapel ()
- AMD stellt sechste APU-Generation “Carrizo” für Notebooks vor ()
- AMD-Investorentag: Neue Desktop-Roadmap mit Sockel AM4 und +40% IPC für ZEN ()