AMD Bristol Ridge weiterhin nicht für Endkunden – weg mit alten Zöpfen
Als AMD letzte Woche seine neuen Ryzen-Prozessoren und die dazugehörige AM4-Plattform endlich offiziell vorstellte – 6 Monate, nachdem die APU-Generation Bristol Ridge still und leise auf AM4 präsentiert worden war – gingen wir wie selbstverständlich davon aus, dass AMD das Versteckspiel nun beenden und seine aktuell modernsten APUs endlich auch an Endkunden verkaufen würde. Bis dato hatte AMD Bristol Ridge exklusiv nur an OEMs geliefert, damit jene ihre Komplettsysteme daraus bauen konnten.
Nach der Präsentation von Bristol Ridge für Notebooks im Sommer 2016 und für OEM-Desktop-Projekte auf AM4-Basis im September 2016 konnten wir AMDs Intention, seine brandneue DDR4-SoC-Plattform AM4 marketingtechnisch nicht schon für den eher unspektakulären Carrizo-Nachfolger Bristol Ridge mit Bulldozer-v4-Kernen (Excavator) zu verheizen, durchaus nachvollziehen. Die Plattform sollte dank Ryzen mit einem Paukenschlag eingeführt werden, klar. Dazu passte, dass praktisch bei allen für Ryzen angekündigten AM4-Mainboards auch die Bristol-Ridge-APUs in den Kompatibilitätslisten standen. Bis dahin war für uns noch alles nachvollziehbar.
Doch es vergingen die Stunden und Tage nach dem Ryzen-Launch und nichts passierte; wer Desktop-APUs von AMD im Einzelhandel erwerben wollte, der war nach wie vor an Kaveri und die Plattform FM2+ aus dem Jahr 2014 gebunden. Listungen für Bristol-Ridge-APUs im deutschen Einzelhandel, z.B. A12-9800 und A10-9700, blieben aus. Abgesehen natürlich von “Desperados” wie CSL-Computer, die für OEMs gedachte Komponenten kurzerhand als Bundle für Aufrüster durchreichten. Aber das sind natürlich keine “echten” Endkunden-Produkte; schließlich findet man das ASUS A320M‑C zum aktuellen Zeitpunkt nicht einmal im Support-Bereich der ASUS-Webseite.
Wie auch immer: Das Szenario war irritierend und daher haben wir uns – wie in der letzten Meldung versprochen – bei AMD erkundigt, was da los ist. Warum kann der geneigte Interessent auch nach dem Ryzen-Launch und nach dem Fall aller NDAs keine Bristol-Ridge-APU im Einzelhandel kaufen?
Die Antwort darauf ist heute eingetroffen, sie war ernüchternd kurz und knapp:
zum jetzigen Zeitpunkt keine Änderung des bisherigen Status Quo geplant
Das heißt, es wird bis auf Weiteres keine Bristol-Ridge-APUs im Einzelhandel zu kaufen geben. AMD wird die BR-A1-Dies weiterhin für den Notebook-Markt als Micro-BGA-Package FP4 verwursten und die wenigen mit AM4-Package an OEMs weiterreichen – und sich die Lieferung an den Retail-Channel samt Verpackung, Vermarktung und Support komplett sparen.
Damit scheint es, als wolle AMD die alten Zöpfe lieber heute als morgen abschneiden:
- Bristol Ridge für den Desktop (AM4) kommt erst gar nicht in den Retail-Channel
- AM1 wurde bereits – ohne einen direkten Nachfolger in petto zu haben – eingestellt (wir berichteten)
- Für AM3+ wurden ja schon vor längerer Zeit sämtliche Evolutionen nach Vishera gestrichen, z.B. Komodo mit 5 Modulen, Steamroller sowie Excavator
Wer also demnächst einen günstigen Office- oder Multimedia-PC selbst bauen möchte, muss entweder auf AMDs Plan eingehen und Altteile-Verwertung akzeptieren, also Kaveri-APUs samt FM2+-Plattform kaufen, alten Richland- oder gar Zacate-Plattformen ein Zuhause bieten, auf AMDs Zen-basierende APUs mit Codenamen Raven Ridge warten (die für Ende 2017 oder Anfang 2018 angekündigt sind) oder aber zu Intels neuen Pentium-Prozessoren auf Kaby-Lake-Basis greifen, die neuerdings 4 Threads beherrschen und sogar H.265-Streams (Netflix) in Hardware dekodieren können.