Microsoft Xbox One unterstützt AMDs Grafikschnittstelle Mantle (noch) nicht [2. Update]
AMD hat einen Blog-Post veröffentlicht, in dem vier Leitprinzipien dargelegt werden, an denen sich die Entwicklung von Mantle orientiert. Diese wären:
- Entwicklerunterstützung
- Bessere Leistung auf dem PC
- Schnittstellen-Innovation
- Keine Behinderung anderer Architekturen
Während die ersten beiden Punkte bestens bekannt sind, dürfen die letzten beiden eher der Kategorie “heiße Luft” zugerechnet werden. Der dritte Punkt ist noch akzeptabel. Zwar hatte AMD mit Schnittstellen bisher wenig am Hut, aber Mantle ist auf Wunsch von Spielentwicklern angestoßen worden, denen es tatsächlich wirklich um Innovation gehen könnte. Der letzte Punkt in dem man angibt andere Architekturen zu respektieren, ist vielleicht eine löbliche Ansicht, aber wenn sie im gleichen Atemzug mit einer API genannt wird, die nur auf AMDs GCN-Kartengeneration läuft, muss man sich etwas verschaukelt vorkommen. Bestenfalls ist es noch so gemeint, dass man den DirectX-Zweig eines Spieles nicht verunstaltet, worunter die Konkurrenz leiden könnte.
Wirklich interessant wird es dann im letzten Abschnitt, wo nochmals die Nähe zwischen Mantle und den Low-Level-APIs der Konsolen betont wird. Die von Microsoft Direct3D 11.x getaufte API der Xbox One ist demnach Mantle sehr ähnlich, trägt aber eben einen anderen Namen. Außerdem wird nochmals in Aussicht gestellt, dass bereits nächsten Monat auf der Entwicklerkonferenz APU13 weitere Partner für Mantle bekanntgegeben werden sollen. Hier wird Johan Andersson, der Chief Architect bei DICE und eine der treibenden Kräfte hinter Mantle ist, eine Keynote zur neuen API halten.
“In short, Mantle is a new and better way to bring the code developers are already writing for next-generation consoles to life on the PC. It achieves this by being similar to, and often compatible with, the code they are already writing for those platforms. The ultimate goal of Mantle is to give gamers the ultimate performance in compatible games, and doing that in such a way that developers are free to put forth whatever effort is required to ensure optimal performance for competing platforms.
With that in mind, there is still much to be said on Mantle, and we will do that at the AMD Developer Summit (APU13), hosted at the San Jose Convention Center from November 11 to 13. Johan Andersson, Chief Architect at DICE, will be presenting a keynote about Mantle at APU13 and you can expect exciting new Mantle partner announcements as well.”
Quelle: AMD-Blog: The four core principles of AMD’s Mantle
Ursprüngliche Meldung vom 15. Oktober 2013:
Parallel zum Start der neuen Grafikkartenserien Radeon R9 und R7, die bisher im wesentlichen aus umbenannten Grafikkarten bestehen, verkündete AMD seine Pläne, eine eigene neue hardwarenahe Grafikschnittstelle etablieren zu wollen. Ziel der Mantle getauften API sei es, den Entwicklern eine möglichst schlanke Schnittstelle zu bieten, welche direkten Zugriff auf sämtliche Fähigkeiten der GCN-GPUs bietet. Durch die starke Reduktion des Overheads gegenüber DirectX und die Überlassung der Speicherverwaltung an die Spiele-Engine soll die Effizienz steigen, was sich wiederum in entsprechend höheren Bildwiederholungsraten niederschlagen dürfte. Möglich sei eine ähnlich hardwarenahe Programmierung wie bei den Konsolen. Als einzigen Anhaltspunkt für die hierdurch mögliche Performancesteigerung nennt AMD eine Steigerung der Draw-Aufrufe um das neunfache gegenüber anderen Programmierschnittstellen.
Unter anderem weil AMD mit einer vereinfachten Portierung der für die Konsolen programmierten Spiele auf die PC-Plattform kokettierte, lag die Vermutung nahe, Mantle könne auch auf den neuen Konsolen XBox One von Microsoft und Playstation 4 von Sony verwendet werden. Schließlich nutzen beide eine APU, die von AMD geliefert wird. Im Falle der Xbox One wurde sogar spekuliert, Mantle sei deren Low-Level-API. Auch wenn AMD schlecht über die Produkte anderer Firmen sprechen kann, so haben unsere Kollegen von der PCGH dennoch in einem Gespräch mit Raja Koduri herausgehört, dass Mantle auf den neuen Konsolen verfügbar sei.
Dem tritt Microsoft nun entgegen. Im hauseigenen Blog wird neben der Beweihräucherung der eigenen DirectX-API konkret verneint, dass Mantle auf der Xbox One verfügbar sei. Stattdessen habe Microsoft die eigene API DirectX für die Xbox One verschlankt um den Overhead zu verringern. Im Ergebnis werde zur Laufzeit ein “close to metal” Performancelevel erreicht.
“… We are very excited that with the launch of Xbox One, we can now bring the latest generation of Direct3D 11 to console. The Xbox One graphics API is “Direct3D 11.x” and the Xbox One hardware provides a superset of Direct3D 11.2 functionality. Other graphics APIs such as OpenGL and AMD’s Mantle are not available on Xbox One.
Developers creating content for the Xbox One are able to use the same programing constructs across Windows and Xbox, and benefit from all the improvements that have been introduced on Windows. With Xbox One we have also made significant enhancements to the implementation of Direct3D 11, especially in the area of runtime overhead. The result is a very streamlined, “close to metal” level of runtime performance. In conjunction with the third generation PIX performance tool for Xbox One, developers can use Direct3D 11 to unlock the full performance potential of the console. …”
Darauf angesprochen lieferte der PR-Manager von AMD Robert Hallock dann über den AMD-Radeon-Graphics-Account folgende Erklärung via Twitter:
“Mantle is NOT in consoles. What Mantle creates for the PC is a development environment that’s *similar* to the consoles, which already offer low-level APIs, close-to-metal programming, easier development and more (vs. the complicated PC environment). By creating a more console-like developer environment, Mantle: improves time to market; reduces development costs; and allows for considerably more efficient rendering, improving performance for gamers. The console connection is made because next-gen uses Radeon, so much of the programming they’re doing for the consoles are already well-suited to a modern Radeon architecture on the desktop; that continuum is what allows Mantle to exist.”
Ob es sich hier also nur um Wortklauberei handelt oder tatsächlich größere Unterschiede zwischen der DirectX-Version, die auf der Xbox One Verwendung findet, und Mantle bestehen, bleibt weiterhin unklar. Eventuell wird für die PC-Version der Schnittstelle lediglich ein anderer Name verwendet, was aber reine Spekulation ist. Die sicherlich notwendigen Anpassungen an die PC-Plattform könnten ja bereits Grund genug für einen eigenen Namen sein. Andererseits nennt AMD keinen der Konsolenhersteller als Entwicklungspartner für Mantle, sondern DICE sowie weitere noch nicht näher benannte weitere Entwickler. Mit den Erschaffern der Spiel-Engine Frostbite wird bereits seit zwei Jahren an der neuen API gearbeitet.
Spätestens auf der Entwicklerkonferenz APU13 vom 11. bis 13. November sollte hier etwas mehr Licht ins Dunkel gebracht werden können, denn Mantle soll dort ein zentrales Thema werden.
Quellen:
Danke Markus Everson für den Hinweis.
Update 18:00:
Die PR-Abteilung von AMD hat LegitReviews noch eine längere Erklärung zu diesem Sachverhalt zukommen lassen. Darin betont AMD nochmals, dass Mantle in erster Linie darauf abzielt, eine Entwicklungsumgebung für die PC-Plattform zu kreieren, die jenen für die Konsolen ähnelt: Low-Level-API, hardwarenaher Zugriff und vereinfachter Entwicklungsprozess gegenüber dem PC. Zudem wird nochmals Wert darauf gelegt, dass DICE und andere Entwickler an AMD mit dem Wunsch nach einer solchen Technologie herangetreten seien. Als Ergebnis soll durch das effizientere Rendering eine höhere Performance in den entsprechenden Spielen herauskommen. Helfen sollen dabei auch die Optimierungen, welche die Entwickler sowieso für die Konsolen erarbeiten, da hier bekanntlich ebenfalls die GCN-Architektur von AMD genutzt wird. Zwar steht die Tür für andere Plattformen als den PC offen, zukünftig ebenfalls Mantle zu unterstützten, im Augenblick liegt der Fokus jedoch auf dem PC.
“In the last few days, you may have seen a blog indicating that “other graphics APIs such as OpenGL and AMD’s Mantle are not available” on at least one of the next-generation consoles. Starting with our public introduction in Hawaii, we clearly stated that Mantle is designed for the PC platform, where it creates a development environment that is similar to what consoles already offer: low-level APIs, close-to-metal hardware access, and simplified development procedures versus that of a PC. PC gamers and developers deserve the benefits of this model as well, which is why devs like DICE approached us and requested a technology like Mantle. And the benefit of that technology is clear: improved performance for gamers through more efficient rendering.
So much of the work game developers are doing to prepare for the next generation of console gaming is already well-suited for the modern graphics architectures in AMD Radeon graphics cards. Though the door is open for non-PC platforms to support Mantle in the future, today Mantle is a continuum that allows developers to take advantage of that work on the PC.”
Quelle: LegitReviews
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