AMD Piledriver vs. Steamroller vs. Excavator — Leistungsvergleich der Architekturen

Artikel-Index:

Fazit

Die Ziel­set­zung unse­res heu­ti­gen Arti­kels war es, die Leis­tungs­un­ter­schie­de der ver­schie­de­nen AMD-Bull­do­zer-Archi­tek­tu­ren her­aus­zu­ar­bei­ten. Nicht Pro­zes­so­ren soll­ten ver­gli­chen wer­den, son­dern die Ker­ne, aus denen sie bestehen. Bull­do­zer, Piledri­ver, Steam­rol­ler und Excava­tor sind mitt­ler­wei­le auf dem Markt. Lei­der muss­ten wir uns von der Idee ver­ab­schie­den, auch den Ur-Bull­do­zer in die­sem Test unter­zu­brin­gen, da sich beim ein­zi­gen Deri­vat mit die­sen Ker­nen, Zam­be­zi, der L3-Cache nicht deak­ti­vie­ren lässt, was einen seriö­sen Ver­gleich mit den L3-losen übri­gen Prot­ago­nis­ten unmög­lich macht. Daher beschränkt sich unser Arti­kel auf Piledri­ver vs. Steam­rol­ler vs. Excava­tor, nicht ohne dar­auf hin­zu­wei­sen, dass wir Bull­do­zer und Piledri­ver bereits in frü­he­ren Arti­keln auf glei­chen Platt­for­men mit­ein­an­der ver­gli­chen haben. 5 bis 10 % Leis­tungs­zu­wachs bei glei­cher Takt­fre­quenz konn­ten wir damals ermitteln.

Wie man den heu­ti­gen Ergeb­nis­sen ent­neh­men kann, hat AMD an der Bull­do­zer-Archi­tek­tur in den letz­ten Jah­ren ordent­lich gefeilt. Je nach Test sehen wir einen takt­be­rei­nig­ten Leis­tungs­vor­sprung bei Excava­tor von 20, 40, 60 Pro­zent, auch extre­me Aus­rei­ßer (+ 140 %) tre­ten auf, sind aber die Aus­nah­me und stets auf neue Fea­tures zurück­zu­füh­ren, die der Vor­gän­ger noch nicht unterstützte.

Alles gut also für AMD und sei­ne Kun­den? Für Car­ri­zo-Käu­fer sicher­lich Ja, aber ansons­ten eher nicht, denn AMD ver­steckt Excava­tor wenig pres­ti­ge­träch­tig im Note­book-Markt. Im für das Image und die Mar­ge so wich­ti­gen Enthu­si­as­ten­markt sind weder Steam­rol­ler noch Excava­tor ver­tre­ten. Dort schuf­tet immer noch der 3 Jah­re alte Vis­he­ra auf Piledri­ver-Basis auf einer 6 Jah­re alten AM3-Platt­form – und damit auf ver­lo­re­nem Pos­ten gegen Intels Has­well und Sky­la­ke. Man darf sich gar nicht aus­ma­len, was die­se 20 bis 40 % Leis­tungs­stei­ge­rung gegen­über Piledri­ver hät­ten bewir­ken kön­nen. Da sind höhe­re Takt­fre­quen­zen durch eine ent­spre­chend aus­ge­leg­te neue Fer­ti­gung, ein 5‑Moduler, wie er mit Komo­do mal ange­kün­digt war, doch der wie so vie­les ver­wor­fen wur­de, und eine moder­ne Platt­form mit inte­grier­tem PCIe-Con­trol­ler noch gar nicht mit­ge­rech­net. AMD könn­te heu­te bereits dort ste­hen, wo man ab Ende 2016 mit Zen erst wie­der hin will, hät­te man den Enthu­si­as­ten-Markt nicht vor­zei­tig frei­wil­lig geräumt.

Statt­des­sen hat AMD in den letz­ten Jah­ren nach zahl­lo­sen Stra­te­gie­schwenks viel Zeit und Geld in Pro­jek­ten ver­senkt, die ent­we­der erst gar nicht fer­tig­ge­stellt wur­den oder nie nen­nens­wert zu Umsatz oder gar Ren­di­te bei­getra­gen haben. Die ARM-Ser­ver­platt­form zum Bei­spiel ist immer noch nicht ver­füg­bar – als ob es AMD dazu bräuch­te, ARM-Sys­te­me zu fer­ti­gen. Oder die Tablet-Ambi­tio­nen mit Temash und Mul­lins. Die wur­den zwar ver­öf­fent­licht, sind am Markt aber prak­tisch nicht exis­tent. Auch HSA ist so eine Sache. Seit der Über­nah­me von ATI ver­sucht AMD die Kun­den dazu zu brin­gen, auf­wän­di­ge Berech­nun­gen über die GPU durch­zu­füh­ren, zuerst via CAL, anschlie­ßend via Open­CL, zuletzt via HSA. Was auf dem Papier geni­al wirkt und bei Super­com­pu­tern gang und gäbe ist, fris­tet im Mas­sen­markt bis heu­te ein Nischen­da­sein, denn dafür bedarf es Soft­ware, die GPG­PU-Com­pu­ting expli­zit nutzt. Doch die­se ist bis heu­te an einer Hand abzu­zäh­len, denn das bedeu­tet Auf­wand für die Soft­ware­ent­wick­ler, der weit über das Set­zen eines Com­pi­ler­flags hin­aus­geht. Dabei hät­te AMD es nach 3DNow! und SSE4a bes­ser wis­sen kön­nen. Aus­nah­me ist ledig­lich x86_64. Das konn­te sich eta­blie­ren, weil der Ath­lon 64 auch ohne 64-Bit-Soft­ware äußerst per­for­mant war und vor allem, weil Markt­füh­rer Intel den Befehls­satz spä­ter für sei­ne CPUs über­nom­men hat. Von einer fei­nen Desk­top-CPU mit fünf in 28 nm gefer­tig­ten Excava­tor-Modu­len ohne iGPU, mit ordent­lich Cache und hohem Takt bei gezeig­ter IPC-Ver­bes­se­rung dage­gen hät­te jed­we­de Soft­ware pro­fi­tiert. Aber gemäß AMDs aktu­el­ler Road­map ist es aus­ge­schlos­sen, dass wir den Excava­tor jemals im Enthu­si­as­ten­markt zu sehen bekom­men. Schade.

Statt­des­sen soll es Ende 2016 die neue Zen-Archi­tek­tur rich­ten. Das bis­her Vor­ge­stell­te klingt durch­aus viel­ver­spre­chend und auch die Tat­sa­chen, dass bei AMD inzwi­schen wie­der Tech­ni­ker auf den (Schleuder-)Sitzen an der Unter­neh­mens­spit­ze thro­nen und mit Jim Kel­ler ein ehe­ma­li­ger K8-Desi­gner an Zen mit­wer­kelt, sind gute Nach­rich­ten. Aller­dings ver­spä­ten sich neue Pro­zes­so­ren bei AMD schon ger­ne mal um ein bis drei Jah­re – so viel Zeit hat AMD nicht mehr. Die letz­ten Bilan­zen waren wie­der zuneh­mend rot, der Akti­en­kurs inzwi­schen nied­rig ein­stel­lig und die Über­nah­me­ge­rüch­te auf­fal­lend konkreter…