AMD Ryzen Threadripper 1950X — Part One
Unser 1950X im Detail
In unserer Threadripper-Preview haben wir in einem Anflug von Sarkasmus einen CPU-Z-Scrennshot von einem 1950X “gebastelt”. Jetzt, im Besitz eines echten 1950X, wollen wir natürlich noch echte Screenshots anbieten. Und zwar nicht nur einen, sondern gleich mehrere.
Im Idle-Betrieb mit aktivierten Stromsparmechanismen takten die zwei Zeppelin-Dies mit insgesamt 16 Kernen auf 2,2 GHz zurück. Ganz so, wie das bei den Ryzen-7-Prozessoren auch der Fall ist. Jedem Kern stehen 32 KiB L1-Daten- und 64 KiB L1-Instruction-Cache zur Verfügung, insgesamt also 1,5 MiB. Der L2-Cache beträgt pro Kern 512 KiB und der L3-Cache ist in vier acht MiB große Portionen aufgeteilt. In Summe trägt unser 1950X also 41,5 MiB an Cache mit sich herum. Hervorzuheben ist dabei die Aufteilung des L3-Caches. Diese rührt daher, dass zwei Zeppelin-Dies verbaut sind, welche wiederum in je zwei CCX mit jeweils acht MiB Cache unterteilt sind. Diese Unterteilung bleibt bei Threadripper bestehen und wird dank gleich zwei Dies also auch in diesem Aspekt auf vier Mal acht MiB verdoppelt.
Der Standardtakt des 1950X beträgt 3,4 GHz. Werden alle Kerne belastet und ist kein Temperatur- bzw. TDP-Spielraum für den Turbo-Modus vorhanden, so ist das die Taktrate, mit welcher das neue Topmodell läuft.
Sofern ausrechend Reserven in puncto Leistungsaufnahme und Temperatur vorhanden sind, kann ein Threadripper 1950X mit bis zu 3,7 GHz takten – und zwar selbst unter Volllast auf allen Kernen. 180 Watt TDP stehen dem Prozessor dazu zur Verfügung. Erst, wenn dieser Wert überschritten werden müsste und/oder die Temperatur zu hoch ist bzw. wird, taktet Threadripper schrittweise bis zum Standard-Takt herunter.
Stichwort Temperatur: AMD verwendet auch bei Threadripper ein Temperatur-Offset. Statt 20 Grad wie bei Ryzen 7 beträgt das Offset bei Threadripper 27 Grad. Damit wird dem Kühlsystem eine um 27 Grad höhere Temperatur als real anliegend vorgekaukelt, damit die Kühlung entsprechend eher “aufdreht” und den Prozessor in dem Temperaturfenster hält, damit der Turbo gut greifen kann. HWINFO64 liest deshalb zwei Temperaturwerte für Ryzen aus: Tctl und Tdie. Tctl enspricht dabei der Temperatur inklusive Offset, Tdie der realen Temperatur ohne Offset. Wir konnten feststellen, dass die von uns genutzte AiO-Kühlung im Silent-Modus dafür sorgt, dass die Temperatur bei längerer Belastung die Marke von 95 Grad Tctl erreicht. Entsprechend begann die CPU, ab dieser Temperatur schrittweise herunterzutakten – im Zweifelsfall auch unterhalb der Standard-Taktrate von 3,4 GHz.
Werden nur wenige Kerne belastet, so darf ein 1950X sogar bis zu 4,2 GHz takten. Ja, richtig gelesen. Bis zu 100 MHz mehr als ein 1800X unter idealen Bedingungen takten darf. Und das, obwohl ein 1950X doppelt soviele Kerne aufweist. Normalerweise sorgt dieser Umstand genau für das Gegenteil: Je mehr Kerne, desto weniger können und dürfen die einzelnen Kerne boosten. Nicht so bei Threadripper. Dieser Coup gelingt AMD dadurch, dass man nach eigenen Angaben die besten fünf Prozent aller Zeppelin-Dies für Threadripper gesammelt hat. Die besten fünf Prozent bedeutet in diesem Fall vermutlich eine gute Charakteristik in puncto Leckströme und dadurch Leistungsaufnahme. Aber auch das Takt-/Spannungsverhältnis dürfte hier stark mit hereinspielen, um derartige Taktraten erreichen zu können. Denn auch an dieser Stelle ist ein Threadripper ein doppelter Ryzen 7: Bei Ryzen 7 dürfen bis zu zwei Kerne im höchsten XFR-Takt verweilen, bei Threadripper sind es derer vier Kerne.
Der obligatorische Blick auf die Assozivität der einzelnen Cache-Stufen darf natürlich auch nicht fehlen. Auch hier sehen wir die gleichen Werte wie bei Ryzen 7, nur in doppelter Menge.
Auch, wenn wir uns wiederholen, so sehen wir auch bei dem Thema Speicherbestückung einen doppelten Ryzen vor uns. DDR4-2666 wird als maximale Speichertaktrate unterstützt. Der einzige Unterschied ist auch hier die doppelte Anzahl: Während Ryzen diesen Takt bei zwei Single-Rank-Modulen unterstützt, sind es bei Threadripper derer vier Module. Auch alle anderen von Ryzen bekannten Speichertakt-Abstufungen bleiben erhalten, einzig die Zahl Anzahl der unterstützten Riegel verdoppelt sich. DDR4-1866 gilt demnach bei Verwendung von acht Dual-Rank-Modulen, DDR4-2133 bei Nutzung von acht Single-Rank-Modulen, DDR4-2400 bei vier Dual-Rank-DIMMs und DDR4-2666 wie bereits genannt bei vier Single-Rank-Sticks.
Wir konnten unser 64-GiB-Speicherkit vom Typ G.Skill TridentZ F4-3400C16Q-64GTZ problemlos mit DDR4-2666 betreiben. Und das, obwohl für diese Konfiguration maximal DDR4-2400 spezifiziert ist. Jedoch hat sich speziell dieses Speicherkit bereits als äußerst “pflegeleicht” auf Ryzen bewährt. Dort sind DDR4-2666 mühelos lauffähig, selbst DDR4-3000 mit erhöhtem Referenztakt laufen stabil. Daher hätte uns ein schlechteres Ergebnis bei Threadripper ehrlich gesagt sogar überrascht.
Soweit ein erster Blick auf unser Retail-Exemplar von Threadripper. Weiter geht es mit einem genaueren Blick in die Technik “unter der Haube”.