Teamredminer ermöglicht nun Ethereum-Mining via Xilinx FPGAs

Eigentlich wollte die Kryptowährung Ethereum, die zweitgrößte nach Bitcoin, längst von Proof-of-Work (PoW) auf Proof-of-Stake (PoS) umgestellt haben. Nach einer Diskussion über den Energiehunger eine PoW-Kryptowährung früher in diesem Jahr, an der sich sogar Elon Musk beteiligte, stellten die ETH-Macher in Aussicht, dass Ende 2021 Schluss sein könnte mit dem energieintensiven Mining. Das wären gute Nachrichten für Gamer und normale PC-Kunden, denn für ETH-Mining werden Millionen von Grafikkarten eingesetzt, die auf dem Markt fehlen. Nicht nur, aber auch deswegen ist der Grafikkarten-Markt derzeit völlig im Eimer, kostet eine Standard-Gamerkarte wie die RTX 3080 immer noch an die 2.000 EUR Straßenpreis statt 700 EUR UVP. Der Termin lässt sich jedoch nicht halten, nun soll es Frühsommer 2022 werden, was schlechte Nachrichten sind. Zwar gibt es auch nach einer ETH-Umstellung auf PoS noch immer genügend Krypto-Coins, die mit Grafikkarten geschürft werden, ob sie das noch profitabel können wenn sich plötzlich Hunderttausende von ETH-Minern auf einen kleineren Coin stürzen, darf bezweifelt werden. Wenn sie nicht mehr profitabel einsetzbar sind – der Betrieb erzeugt ja laufende Kosten – werden die Grafikkarten in der Regel abgeschaltet und auf den Gebrauchtmarkt geworfen.
Interessant in diesem Zusammenhang ist ein neues Release der Teamredminer-Entwickler. Teamredminer ist eine weit verbreitete Mining-Software für Grafikkarten von AMD. Sie wird unter anderen für ETH, Ergo, Haven, Ravencoin und viele andere gängige Coins bzw. Algos eingesetzt, die mit AMD-Grafikkarten geschürft werden können. Seit der Version 0.90 jedoch sind auch sogenannte FPGAs dazugekommen:
Team Red Miner v0.9.0
Major new release now adding support for FPGA ethash mining.README highlights:
Added initial FPGA ethash support. See FPGA_GUIDE.txt for details.
Wirft man einen Blick in besagte README, findet man folgende Infos:
Starting in version v0.9.0 TeamRedMiner(TRM) now has support to mine ethash on
two FPGA products based on Xilinx FPGAs: the Xilinx Varium C1100 and the SQRL
Forest Kitten 33.
FPGAs (Akronym für Field Programmable Gate Array) sind Chips, deren Schaltungen nicht fest vorgegeben sind wie bei ASICs, sondern der Kunde auf seinen Einsatzzweck hin durch laden einer programmierbaren Gatter-Anordnung anpasst. Bei passendem Anwendungsszenario sind FPGAs daher schneller als CPUs aber flexibler als ASICs. Leider enthält die Datei keinerlei Informationen dazu mit welchen Hashraten hier zu rechnen ist. Eine Radeon Vega 56/64 beispielsweise kommt entsprechend optimiert in etwa auf 45–50 MH/s, eine GeForce RTX 3090 auf ca. 110 MH/s. Bei Xilinx selbst wird die C1100 als Blockchain Accelerator Card (PDF) bezeichnet, ohne jedoch konkret auf die Hashraten irgendwelcher Algos einzugehen. Man erfährt nur, dass die Karte 75 W Leistungsaufnahme hat und eine HBM2-Performance von 460 GB/s, was in etwa einer Radeon Vega 64 bei einem Drittel der Leistungsaufnahme (beim ETH-Mining) entspricht. Natürlich darf man daraus nicht 1:1 die Hashrate ableiten, aber zumindest die Größenordnungen werden erkennbar. Ob das dazu führt, dass sich Miningfarms nun auf die FPGAs stürzen und der Grafikkarten-Markt dadurch entlastet wird, muss abgewartet werden. Wenn dann ist das Szenario überhaupt nur für Big-Player interessant. Der kleine Mining-Rig-Betreiber hat wohl weiterhin seine GPUs am Start, da er an diese leicht herankommt auf dem Markt und anschließend bei eBay auch wieder los wird. Beides ist bei FPGAs nicht ohne weiteres der Fall.
AMDs wirds freuen. Waren bisher schon die hauseigenen Grafikkarten gerne gekaufte Modelle fürs Mining, würde sich der Umsatz künftig nur verlagern, sofern FPGA-Mining wirklich großflächig zündet, denn Xilinx gehört seit diesem Jahr zu AMD; siehe Aktionäre geben grünes Licht für Xilinx-Übernahme durch AMD
Links zum Thema:
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- Sonntagsumfrage: Wie stehst du zu Distributed Computing und Mining? ()
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