AMD FX — Codename “Bulldozer”
Gedanken der Redaktion
AMDs neue Prozessor-Architektur ist nun da. Nicht nur die Leser unseres und anderer Reviews werden viel über Bulldozer diskutieren, auch innerhalb der Redaktion wurden und werden die Vor- und Nachteile besprochen. Dies ist insgesamt nicht ungewöhnlich, da jeder (ob Leser oder Redakteur) zu den getesteten Dingen eine ganz persönliche Meinung pflegt. Doch AMDs neues CPU-Design hat das Potenzial, die Massen zu spalten. Deshalb wollen wir auf dieser Seite ein paar Aspekte herausstellen, die besonders ins Gewicht fallen.
Acht Kerne oder acht Threads?
Einer der größten Einschnitte in die bisherige Herangehensweise ist die Vermarktung des Bulldozer (zumindest der großen Modelle) als 8‑Kern-Prozessoren. Obwohl nur vier FPUs, nur vier L2-Caches, nur vier L1-Instruction-Caches und vor allem nur vier Decoder vorhanden sind, hat sich AMD entschieden, ihn statt als Quad-Core-Prozessor mit CMT als Octa-Core-Prozessor zu vermarkten. Einzig der L1-Daten-Cache sowie die Integer-Einheiten sind in achtfacher Ausführung vorhanden.
Als Folge dessen kommt der Bulldozer mit Standard-Software auch nur dort gut zurecht, wo vorwiegend multithreaded Integer-Berechnungen vorkommen. Das ist in unserem Testparcours praktisch nur bei WinRAR der Fall, die theoretischen AIDA64-Benchmarks lassen wir an dieser Stelle einmal außen vor. Alle anderen Tests (Spiele, XviD, x264, etc.) nutzen praktisch ausschließlich FPU- oder SIMD-Befehle; und für diese Aufgaben hat der Bulldozer nur vier Einheiten zur Verfügung, nicht mehr sechs wie ein Thuban.
Neben multithreaded Integer-Aufgaben hat der Bulldozer dort Vorteile, wo AVX-Befehle genutzt werden oder im Idealfall sogar die exklusiven FMA4-Befehle, die sonst kein anderer Prozessor unterstützt. Wer sich genauer damit beschäftigen möchte, der kann hier nachlesen. Leider haben wir keinen praktischen Test in unserem Parcours, der FMA4 nutzt. Hier können wir nur auf das theoretische, von AMD kolportierte Potanzial schielen und ahnen, was Bulldozer zu leisten im Stande wäre, wenn Software mit entsprechender Befehlsunterstützung zum Einsatz käme. Die Situation ist mit der 3DNow!-Befehlserweiterung beim AMD K6‑2/-III vergleichbar.
Apropos 3DNow!
Mit der Einführung des Bulldozer geht eine Ära zu Ende, nämlich der des 3DNow!-Befehlssatzes. Dieser wird fortan nicht mehr unterstützt, weshalb der Namensgeber genau dieser Webseite für immer in den IT-Geschichtsbüchern dieser Welt verschwindet. Aber keine Sorge, Planet 3DNow! wird auch weiter so heißen, wie jetzt!
Quo vadis, Bulldozer?
Wie wir uns auf den letzten Seiten überzeugen konnten, ist Bulldozer kein Messias unter den Prozessoren. Er ist aber auch meilenweit davon entfernt, ein schlechtes Stück Silizium zu sein. Mehr denn je ist diese CPU-Architektur aber darauf angewiesen, dass die vom Nutzer verwendete Software die Architektur des Prozessors kennt und deren Potenzial zu nutzen weiß. Wird der “Planierraupe” Allerwelts-Software ohne Optimierungen vorgesetzt, so entspricht die Performance mitunter nur der einer Spielzeugraupe. AMD sieht die Architektur selbst mit dem Fokus auf hoher Taktfrequenz und Ressourcenteilung, um optimale Performance und Durchsatz für Anwendungen der nächsten Generation zu erzielen.
Die “nächste Generation” spiegelt sich jedoch kaum in unserem Testparcours wieder. Insofern ist es (fast) kein Wunder, dass Bulldozer nur mangelnde Leistung zeigt, je älter die Software ist. Ganz klar lässt sich dies an den von uns verwendeten Spieletest festmachen, die mit Ausnahme von Alien vs. Predator bereits einige Zeit auf dem Markt sind — und somit weit entfernt von der “nächsten Generation”.
Scheduler
Nicht nur die verwendete Software muss Vorteile aus der Architektur bzw. den Befehlssätzen ziehen können, auch das Betriebssystem muss in der Lage sein, die Ressourcen sinnvoll zu nutzen. Aktuell ist das bei Windows 7 noch nicht der Fall, weshalb bereits ein Patch angekündigt wurde, der je nach Anwendungsfall bis zu 10 Prozent Performance bringen soll (Angabe laut AMD-Präsentationsfolie).
Es bleibt zu hoffen, dass es zukünftige Updates in Sachen Betriebssystem und Software ermöglichen, ein eindeutigeres Bild um und über den Bulldozer zu zeichnen.