AMD schickt die vulkanischen Inseln der Radeon R7 200 und R9 200 Serie ins Rennen
Mit dem heutigen Launch entlässt AMD gleich fünf neue Grafikkarten in die freie Wildbahn, um auf Kundenfang zu gehen. Zwar ließ sich AMD keine offizielle Bestätigung der Abstammung entlocken, dennoch zeigt die nachfolgenden Zusammenstellung der technischen Daten, dass zumindest drei Grafikbeschleuniger auf bereits bekannten GPUs basieren. Lediglich die “Oland”-GPU kam bisher nicht in einer Desktop-Grafikkarte zum Einsatz. Bei einer reinen Umbenennung entsprechend des neuen Namensschemas hat es AMD dann aber doch nicht belassen, sondern die “Gelegenheit” genutzt, um die Produkte neu im Markt zu positionieren. Nachdem die Produktion der bekannten GPUs eingefahren ist, konnten die vom Band fallenden Dies neu charakterisiert werden, was in leicht geänderten Taktraten, Spannungen und PowerTune-Limits resultiert hat. Laut AMD werden die Radeon HD 7700, HD 7800 und HD 7900 fortan abverkauft, sodass schon bald nur noch Varianten mit der neuen Namensgebung verfügbar sein werden.
Zudem wurde die Ausrichtung von PowerTune dahingehend verändert, dass die Hauptaufgabe dieser Technologie nicht länger darin besteht, Spitzen in der Leistungsaufnahme zu verhindern. Stattdessen soll PowerTune künftig sicherstellen, dass die maximal mögliche Grafikleistung aus dem definierten Limit für die Leistungsaufnahme herausgeholt wird. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, es gibt keine Sicherheitspuffer mehr, die einen Abfall der Taktfrequenz im Spieleeinsatz unter den beworbenen Takt nahezu ausschließen. Daher wird auch nicht länger zwischen einem Basis- und einem sogenannten Boost-Takt unterschieden. AMD zeigt sich dennoch zuversichtlich, dass der maximale Takt im normalen Einsatz nahezu immer anliegen wird.
Während die Radeon HD 7000 Serie am unteren Ende des Produktspektrums noch durch umbenannte alte Modelle auf Basis der VLIW5-Architektur aufgefüllt worden ist, setzt die Volcanic-Islands-Generation voll und ganz auf die GCN-Architektur. An Stelle des HD im Namen verwendet AMD jetzt die Bezeichnungen R9 und R7, wobei erstere diejenigen Modelle erhalten, die sich an Gamer richten. Jene mit R7 im Namen zielen hingegen auf das Marktsegment mit den größten Stückzahlen, wo die Grafikkarte nur gelegentlich ein Computerspiel zu Gesicht bekommt. Die nachfolgende dreistellige Nummer soll dann die relative Performance der einzelnen Produkte zueinander widerspiegeln, wobei eine höhere Nummer freilich auch für eine höhere Performance steht.
Wie bereits seit längerem bekannt ist, bieten AMDs Grafikkarten der Radeon HD 7000 Serie auf Basis der GCN-Architektur nicht nur vollständige Kompatibilität zu DirectX 11.1, sondern auch hardwareseitig Unterstützung für DirectX 11.2, welches Microsoft zusammen mit Windows 8.1 einführen wird. Mit einem künftigen Treiber soll diese Funktionalität dann auch für all diese Grafikkarten verfügbar gemacht werden. Einzig beim neuen DirectX-11.2‑Feature Tiled Resources wird es einen Unterschied geben. Denn hier unterstützt bisher lediglich die Radeon HD 7790 und R7 260X auch die Tier-2-Funktionen.
Eyefinity & 4K/UHD-Displays
Wie schon in einer früheren Meldung berichtet, hat AMD bei der neuen Generation den parallelen Betrieb von drei Bildschirmen erleichtert. Beim Anschluss von drei gleichen Displays kann fortan frei zwischen den vorhandenen Anschlüssen DVI‑D, HDMI und DisplayPort gewählt werden. Erst für das vierte, fünfte und sechste Display muss zwingend auf den DisplayPort und gegebenenfalls auf einen aktiven Adapter oder ein MST-Hub zurückgegriffen werden.
Außerdem hat AMD an einer besseren Unterstützung von 4K- bzw. UHD-Displays gearbeitet, die derzeit zumeist aus zwei nebeneinander angeordneten Panels aufgebaut sind. Damit diese Konfigurationen künftig vom Treiber vollautomatisch erkannt und entsprechend konfiguriert werden können, hat AMD am Industriestandard VESA Display ID v1.3 mitgearbeitet. Zumindest von Panasonic soll es bereits einen entsprechenden Bildschirm geben, der den neuen Standard unterstützt. Bei allen anderen Displays ist der Grafiktreiber darauf angewiesen, dass für ihn für die erkannte Monitor ID alle notwendigen Daten zur Topologie des Displays korrekt hinterlegt sind.
TrueAudio
Mit der TrueAudio-Technologie möchte AMD dafür sorgen, dass auf dem PC künftig die gleiche gute Audio-Qualität wie auf den Konsolen möglich ist. Mangels ausreichendem Rechenleistungsbudget kommen derzeit in Computerspielen auf dem PC nur sehr wenige Tonquellen gleichzeitig zum Einsatz und auch die dreidimensionale Information wird nur schlecht ausgegeben.
Dazu haben die Ingenieure von AMD mehrere frei programmierbare Tensilica HiFi EP Audio-DSP-Kerne in die GPU integriert, die über einen eigenen Cache und Zugriff auf den VRAM verfügen. Außerdem können diese digitalen Signalprozessoren für ihre Berechnungen die genauen Positionsdaten nutzen, welche von der GPU für die einzelnen Objekte im VRAM hinterlegt sind. Mit Hilfe der entsprechenden Algorithmen von Drittanbietern soll hierdurch besonders guter 3D-Sound sowohl für Mehrkanal-Soundanlagen als auch normale Stereo-Kopfhörer möglich werden.
Weil AMD mehrfach auf die Verwandtschaft zu entsprechenden Lösungen für die Konsolen verwiesen hat, ist anzunehmen, dass die vier Tensilica-DSPs der Xbox One als obere Grenze angesehen werden können. Denn hier werden die DSPs zusätzlich für Kinect genutzt. Zusätzlich verfügt der Audioblock der Xbox One noch über vier weitere nicht näher definierte Rechenkerne. Als kleine Randnotiz sei erwähnt, dass Tensilica seit März Mitglied der HSA-Foundation ist.
Es sollte sich jetzt aber niemand Sorgen machen, AMD könnte künftig seine Grafikkarten mit einem Audio-Ausgang ausstatten. Die Audio-DSPs können schlicht und ergreifend von der Game Engine an Stelle der CPU für die Audioberechnungen genutzt werden. Hierdurch soll zudem eine geringe Latenz für das Audiosignal sichergestellt sein.
Bisher verfügen allerdings nur die Radeon R7 260X sowie die kommenden Radeon R9 290 und R9 290X über die Audio-DSPs. Außerdem hat uns AMD zu verstehen gegeben, dass beabsichtigt wird, auch die Radeon HD 7790 durch ein Firmwareupdate mit dieser Funktionalität nachzurüsten.
Zum Abschluss noch sämtliche Folien in der Slideshow:
Quelle: AMD
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