AMD A10-7700K und A10-7850K im Test

Artikel-Index:

cTDP und seine Auswirkungen

AMD sorg­te vor eini­gen Jah­ren mit der Ein­füh­rung der ACP (Avera­ge CPU Power) für Ser­ver-CPUs als Maß für die mitt­le­re Ver­lust­leis­tung für Auf­se­hen und muss­te Kri­tik ein­ste­cken. Auch Intel ist inzwi­schen von der Anga­be einer “rea­lis­ti­schen” Ver­lust­leis­tung abge­rückt. Die Sinn­haf­tig­keit einer sol­chen mitt­le­ren Ver­lust­leis­tung ist unse­rer Ansicht nach aber unbe­streit­bar. Nur weni­ge Anwen­dun­gen sor­gen dafür, dass die defi­nier­te TDP aus­ge­reizt oder über­schrit­ten wird. Bereits bei den Tests von Mini-ITX-Gehäu­sen müs­sen wir stets von der Nut­zung soge­nann­ter Kil­ler-Anwen­dun­gen (z.B. Fur­Mark und Prime95) Abstand neh­men. Auch wenn die TDP unse­rer A10-5700-APU mit 65 Watt ange­ge­ben wird, so zeigt uns das Ener­gie­kos­ten­mess­ge­rät eine ande­re Rea­li­tät. Dabei hat sich AMD schon mit der Ein­füh­rung der Llano-APUs (2011) mit dem The­ma beschäf­tigt, wie die Ver­lust­leis­tung inner­halb der defi­nier­ten Gren­zen gehal­ten wer­den kann.

Über die APU-Gene­ra­tio­nen hin­weg hat AMD das Power-Manage­ment ver­fei­nert. Mit­hil­fe von inte­grier­ten ther­mi­schen Wider­stän­den wird eine Tem­pe­ra­tur­dif­fe­renz zur maxi­mal erlaub­ten Betriebs­tem­pe­ra­tur bestimmt. Zusätz­lich wer­den Berech­nungs­al­go­rith­men genutzt, um die unge­fäh­re Leis­tungs­auf­nah­me in das Regel­ver­hal­ten miteinzubeziehen.
Für Note­book-OEMs ist seit der Ein­füh­rung der Rich­land-APUs cTDP ein nutz­ba­res Fea­ture. Die con­fi­gura­ble TDP ermög­licht es, die maxi­ma­le ther­mi­sche Ver­lust­leis­tung per Soft­ware zu begren­zen. Bis auf die A10-7700K-APU unter­stütz­ten nach AMD-Anga­ben alle Kaveri-APUs cTDP. Wie das Fea­ture umge­setzt wird, obliegt aber dem Main­board­her­stel­ler. Giga­byte bei­spiels­wei­se lie­fer­te erst mit mona­te­lan­ger Ver­spä­tung das Fea­ture für das von uns genutz­te GA-F2A88XM-D3H mit­hil­fe eines BIOS-/UE­FI-Updates nach. Unter Umstän­den kann auch nur eine Stu­fe ange­wählt wer­den, näm­lich 45 Watt.

Wie sieht das Ver­hal­ten des Sys­tems nun aber unter Nut­zung von cTDP aus?
Unse­ren Beob­ach­tun­gen zufol­ge wer­den die APU-Tem­pe­ra­tur und die Leis­tungs­auf­nah­me tat­säch­lich aktiv in das Regel­ver­hal­ten mit­ein­be­zo­gen. Da die Mes­sung der GPU-Takt­ra­te nahe­zu unmög­lich ist, bleibt uns nur die Anga­be der CPU-Takt­ra­te, die maß­geb­lich beein­flusst wird. Beim Mul­ti­th­read-CPU-Bench­mark (Cine­Bench R15) redu­ziert sich die maxi­ma­le Takt­fre­quenz von 3900 MHz auf 3500 MHz, beim Spie­len von Tomb Rai­der (2013) wie­der­um sehen wir nur sel­te­ne Drops von 3000 MHz auf 2400 MHz. Letz­te­re Takt­ra­te wird ange­setzt, wenn cTDP auf 45 Watt ein­ge­stellt wird.

Der Tem­pe­ra­tur­ein­fluss macht sich bei der Leis­tungs­auf­nah­me bemerk­bar. Bei kurz­zei­ti­ger CPU-Last sehen wir Takt­spit­zen, erst im wei­te­ren Ver­lauf wird her­un­ter­ge­re­gelt. Das bedeu­tet, dass wir auf dem Ener­gie­kos­ten­mess­ge­rät Spit­zen von 106 Watt (65 W cTDP) und 96 Watt (45 W cTDP) bei Tomb Rai­der (2013) beob­ach­ten kön­nen. Der Durch­schnitts­ver­brauch beträgt 104 Watt (65 W cTDP) bzw. 81 Watt (45 Watt cTDP).
Die­ses Ver­hal­ten zeigt uns, dass trotz cTDP wei­ter­hin ein aus­rei­chend star­kes Netz­teil vor­han­den sein muss, um das Sys­tem auch bei die­sen Spit­zen mit aus­rei­chend Strom zu ver­sor­gen. Für HTPC-Nut­zer könn­te es also sinn­voll sein, von vorn­her­ein 65-W-APUs zu kau­fen und die­se dann her­un­ter­zu­re­geln, falls kein aus­rei­chend star­kes Netz­teil zur Ver­fü­gung steht.

Die Rechen­leis­tung des Sys­tems wird selbst­ver­ständ­lich unter­schied­lich stark durch die gewähl­te cTDP beeinflusst.

Wäh­rend die Begren­zung der TDP auf 65 Watt (- 32 %) die Leis­tung um bis zu 14 % sin­ken lässt, sind es bei 45 Watt (- 53 %) bis zu 27 %.


Abso­lut­wer­te für: Batt­le­field 4, Bio­s­hock Infi­ni­te, Crysis 3, Hit­man Abso­lu­ti­on, Tomb Rai­der

Spe­zi­ell bei Spie­len sehen wir ein ande­res Bild. Bei 65 Watt sehen wir auf den ers­ten Blick kei­nen nen­nens­wer­ten Ein­bruch bei den durch­schnitt­li­chen Bild­ra­ten. Die Beschrän­kung auf 45 Watt TDP hin­ge­gen bedeu­tet 13 % nied­ri­ge­re Bild­ra­ten. Die­se 13 % machen mit­un­ter auch den gro­ben Unter­schied zwi­schen spiel­bar und nicht spiel­bar aus.

Wir spie­len zusätz­lich die ers­te hal­be Stun­de des Ego-Shoo­ters Batt­le­field 3. Anhand der Aus­wer­tung der Frame­ti­mes, der vom Tool FRAPS auf­ge­zeich­ne­ten Abstän­de zwi­schen zwei ger­en­der­ten Bil­dern, zei­gen sich deut­li­che Unter­schie­de zu den vor­he­ri­gen Benchmarks.
Die Spit­zen inner­halb der Kur­ven reprä­sen­tie­ren Ingame-Video­se­quen­zen und Lade­se­quen­zen. Trotz­dem sehen wir, dass die Kur­ve im 65-W-Betrieb deut­lich fla­cher aus­fällt. Die Frame­ti­mes und damit die Bild­ra­te (=1000 ms/Frametime) streu­en stär­ker. Gleich­zei­tig sehen wir, dass die Bild­ra­te in die­sem spe­zi­el­len Fall gerin­ger aus­fällt. Die Fest­le­gung von cTDP auf 45 Watt sorgt für die wei­te­re, voll­kom­men erwar­te­te Redu­zie­rung der Bild­ra­te (Erhö­hung der Frame­ti­mes). Hier macht sich offen­bar das von uns für die 65 W cTDP beob­ach­te­te Sprin­gen der CPU-Takt­ra­ten zwi­schen 2,4 GHz und 3,0 GHz bemerkbar.

Sowohl die Rechen­leis­tung als auch die Leis­tungs­auf­nah­me sinkt, das haben wir gese­hen. Hin­sicht­lich der Effi­zi­enz (z.B. FPS/Watt) sehen wir, dass die­se nicht in allen Sze­na­ri­en steigt. Bei rei­ner CPU-Last sehen wir eine um bis zu 40 % höhe­re Effi­zi­enz, wäh­rend GPU-las­ti­ge Anwen­dun­gen “nur” für 15 % bes­se­re Wer­te gut sind.