AMD Ryzen 7 1800X Review – Teil 1
Die Erwartungshaltung
Dass wir heute überhaupt über eine neue Produktgeneration von AMD berichten können, grenzt schon fast an ein Wunder – und das ist nur geringfügig übertrieben. Zwar ging es AMD im Vorfeld der zweiten Auflage der FX-Prozessoren finanziell auch nicht besonders gut, seit Ende 2011 verschärfte sich die finanzielle Situation jedoch drastisch. Der Quartalsumsatz von AMD fiel kontinuierlich und lag zwischenzeitlich bei weniger als 850 Millionen Euro. Das ist etwa die Hälfte des Betrages, welchen AMD im Quartal der Vorstellung von FX-8150 und Co. umgesetzt hatte. Und das, obwohl die Semi-Custom-Sparte von AMD zu FX-Zeiten nicht zum Umsatz beigetragen hat (da sie schlichtweg noch nicht existierte), im Quartal mit dem Negativrekord hingegen sehr stark. Im gesamten Jahr 2015 konnte AMD weniger als vier Milliarden US-Dollar und damit weniger als zwei Drittel dessen umsetzen, wozu man im Jahr 2011 in der Lage war. Konkurrent Intel macht derweil pro Quartal deutlich mehr Gewinn als AMD Umsatz. Bei diesen teils desaströsen Geschäftszahlen ist es wirklich fast ein Wunder, dass wir heute über Ryzen, Sockel AM4 und hoffentlich AMDs Neuanfang berichten können.
Doch was wird von Ryzen genau erwartet?
Schaut man sich einschlägige Foren an, so wird klar, dass die meisten User viel Hoffnung in die neue Plattform setzen: Hoffnung auf eine wiedererstarkte Konkurrenz zu Intel, Hoffnung auf bessere Preise und ein besseres Preis-/Leistungsverhältnis, als Intel dies derzeit bietet, Hoffnung auf eine hochmoderne Plattform. Es gibt jedoch auch User, welche bezweifeln, dass AMD aufgrund der aktuellen finanziellen Situation überhaupt in der Lage ist, wie ein Phönix aus der Asche zu steigen. Ihr Hauptargument: Woher soll das Budget kommen, welches man zur Entwicklung einer schlagkräftigen Architektur benötigt? Diese Frage ist berechtigt, da AMD, wie soeben beschrieben, nahezu von der Hand im Mund lebt. Das andere Extrem ist aber ebenfalls vertreten: Zen wird ein zweiter Athlon 64, ganz sicher! Nun, ohne unsere ersten Eindrücke vorwegzunehmen: Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
AMDs Aktienkurs
Doch nicht nur die Forenwelt wartet sehnsüchtig auf gute Neuigkeiten von AMD. Schaut man sich den Aktienkurs von AMD an, so scheint auch der Finanzsektor eine positive Entwicklung zu erwarten. Anders ist es kaum zu erklären, warum der Aktienkurs im vergangenen Jahr derart zugelegt hat. Wer zum Tiefstkurs der vergangenen Jahre im Bereich von 1,50 Euro eingestiegen ist, der konnte sein Geld in der Zwischenzeit vervielfachen. Aktuell rangiert der Aktienkurs im Bereich von 12 bis 13 Euro, was einer Steigerung allein im letzten Jahr von rund 640 Prozent entspricht. Diese Steigerung entspricht in keiner Weise der Geschäftsentwicklung von AMD. Zwar konnte man in den letzten Quartalen positive Signale bei Umsatz und Verlust erzielen, mit der Entwicklung des Aktienkurses haben diese Zahlen jedoch nichts gemeinsam.
(Quelle: Finanzen.net)
Es scheint ganz so, als sei im Aktienkurs bereits ein erfolgreicher Neustart von AMD eingepreist – selbst wenn man der Meinung ist, dass der historische Tiefstkurs von 1,67 US-Dollar der Aktie einer Unterbewertung des Unternehmens gleichkam und ein Teil der Kursralley nur einer realistischeren Bewertung diente.
Alles in allem überwiegen die positiven Erwartungen an Ryzen. Wollen wir hoffen, dass die Architektur, welche wir auf den kommenden Seiten ausführlich vorstellen, diese Erwartungen erfüllt.