AMD Ryzen 7 1800X Review – Teil 1

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SMT – Was bringt das eigentlich?

In der Ver­gan­gen­heit setz­te AMD auf CMT (Clus­te­red Mul­ti­thea­ding). Mit der Zen-Archi­tek­tur wagt der Her­stel­ler den Schwenk zu SMT (Simul­ta­neous Mul­ti­th­re­a­ding). Bei der Vor­stel­lung der Bull­do­zer-Archi­tek­tur war der Ent­wick­ler sicher, dass die­ses Kon­zept dem SMT von Intel, auch genannt Hyper­th­re­a­ding, über­le­gen sei. Eigent­lich woll­ten wir hier nun eben die­se Behaup­tung prü­fen. Lei­der erlaub­te das AM3+-Mainboard es nicht, ein­zel­ne Ker­ne in den Modu­len des Pro­zes­sors zu deak­ti­vie­ren. Daher haben wir uns ent­schie­den, zu betrach­ten, wel­che der SMT-Umset­zun­gen die bes­se­re ist und ob AMD mit der ers­ten SMT-Erwei­te­rung über­haupt kon­kur­renz­fä­hig ist. Denn bei der Betrach­tung von Intels ers­ten Schrit­ten in die­sem Feld dürf­ten sich eini­ge noch dar­an erin­nern, dass in man­chen Anwen­dungs­fäl­len ein akti­vier­tes Hyper­th­re­a­ding zur Ver­schlech­te­rung der Leis­tung füh­ren konn­te. Um euch hier nicht unnö­tig vie­le Dia­gram­me vor­zu­set­zen, haben wir uns dar­auf geei­nigt, nur die Leis­tungs­än­de­rung und nicht die Vor­her- und Nach­her-Ergeb­nis­se der ein­zel­nen Kan­di­da­ten aufzuzeigen.

SMT-Verlgeichsdiagramm

Betrach­ten wir als ers­tes aus­schließ­lich die Spie­le, so stellt sich tat­säch­lich die Befürch­tung ein, die wir anfangs hat­ten: Die Leis­tung sinkt. Pro­zen­tu­al betrach­tet liegt die­ser Wert aller­dings bei unter 3 % und dürf­te im Spiel selbst kaum zu bemer­ken sein. Die bei­den Ver­schlüs­se­lungs­al­go­rith­men, die wir betrach­ten, legen dafür ordent­lich zu. Und zwar liegt hier AMDs Vor­teil durch die neue Funk­ti­on deut­lich höher als bei der Kon­kur­renz. Auch bei Hand­Bra­ke stellt sich die­ses Bild ein, hier legt AMDs Ryzen um 20 % zu, wohin­ge­gen die bei­den Intel-Pro­zes­so­ren Zuge­win­ne von 6 und 10 % auf­wei­sen können.

Bei den bei­den Pack­pro­gram­men erweist sich SMT als zwei­schnei­di­ges Schwert. Beim Ent­pa­cken gibt es ten­den­zi­ell eher einen nega­ti­ven Trend, wobei die­ser erneut im Bereich der Mess­un­ge­nau­ig­keit ver­schwin­det. Beim Packen legen Ryzen wie auch Has­well merk­lich zu, Sky­la­ke hin­ge­gen gar nicht.

Der 3D Mark ist zuge­ge­be­ner­ma­ßen vor allem GPU-las­tig, in der Sum­me gibt es aber auch hier einen wenn auch gerin­gen Vor­teil für SMT. Die mehr­kern­op­ti­mier­ten Ren­der­an­wen­dun­gen kön­nen von SMT einen deut­li­chen Mehr­wert zie­hen. Natür­lich nur, wenn mehr als ein Kern genutzt wird (sie­he Cinebench).

SMT-Verlgeichsdiagramm AIDA

Als ers­tes fällt auf, dass SMT laut AIDA beim 1800X fast 20 % mehr Spei­cher­band­brei­te erlaubt. Das ist nur schwer nach­voll­zieh­bar, wes­halb wir von einem Feh­ler der Soft­ware aus­ge­hen. Picken wir uns wei­te­re Auf­fäl­lig­kei­ten her­aus, so kom­men wir zu Pho­to-Worxx, bei dem alle Kan­di­da­ten mit SMT Leis­tung ver­lie­ren, wie dies bei einem eher durch die Spei­cher­band­brei­te limi­tier­ten Test zustan­de kommt, kön­nen wir nicht so recht erklä­ren, auch weil der 5960X mit der maß­geb­lich größ­ten Band­brei­te am meis­ten ein­bricht. Eher erklä­ren lässt sich dies beim VP8-Test. Die­ser scheint mit mehr als acht Threads nicht zu ska­lie­ren. So gewinnt der 6700K mit SMT gut 16 % hin­zu, die bei­den ande­ren Pro­zes­so­ren errei­chen aber 17 sowie 20 % weni­ger Punkte.

Als nächs­tes schau­en wir ans unte­re Ende des Dia­gramms, hier haben wir die bei­den Ray-Trace-Tests. Intels Hyper­th­re­a­ding bringt hier 15 bis 20 %, AMDs SMT-Umset­zung hin­ge­gen nur 9 sowie 4 %. Da AMD in die­sen Tests gene­rell lang­sa­mer ist, könn­te das dar­an lie­gen, dass der Code noch nicht für AMD opti­miert wurde.

Wir sehen aber, dass es auch genau anders­her­um gehen kann, also Tests, in denen AMDs SMT-Umset­zung hin­zu­ge­winnt, wäh­rend Intels eher schwach oder gar nicht zule­gen kann. Hier sei­en CPU AES, CPU Hash, FPU Julia und FPU Man­del erwähnt. Gera­de der Hash-Test über­rascht, denn Intels 5960X ver­liert hier Punk­te, wohin­ge­gen AMDs Ryzen gan­ze 78 % mehr Hash­es gene­rie­ren kann.

Bei den drei ver­blie­be­nen Tests CPU Queen, ZLib und Sin­Ju­lia pro­fi­tie­ren alle drei Pro­zes­so­ren von ihren SMT-Imple­men­tie­run­gen. Durch­weg bringt AMDs Fea­ture aber deut­lich mehr Leistungszuwachs.

Ins­ge­samt scheint es bis auf Aus­nah­men so, als wür­de bei fast allen Tests, bei denen SMT einen posi­ti­ven Effekt zeigt, AMDs Ryzen am meis­ten von die­ser Funk­ti­on pro­fi­tie­ren. Wir wol­len ver­su­chen, das zu erklä­ren. Prin­zi­pi­ell gibt es meh­re­re Ansät­ze, die die­sen Umstand erklä­ren kön­nen. Die ers­te Ver­mu­tung wäre, dass AMDs SMT-Umset­zung schlicht effek­ti­ver han­tiert als Intels Hyper­th­re­a­ding. AMD müss­te also der Coup gelun­gen sein, mit der Erst­ein­füh­rung einer sol­chen Funk­ti­on Intels Vor­sprung über­holt zu haben. Für die­se The­se könn­te man anfüh­ren, dass AMD Erfah­run­gen mit dem ver­wand­ten CMT ein­brin­gen konnte.

Eine ande­re Erklä­rung wäre, dass AMD es nicht schafft, die in den Pro­zes­so­ren schlum­mern­de Roh­l­eis­tung der Ker­ne effek­tiv umzu­set­zen. Durch SMT wer­den die ein­zel­nen Ein­hei­ten bes­ser aus­ge­las­tet und dadurch die Leis­tung zumin­dest bei den für meh­re­re Threads opti­mier­ten Anwen­dun­gen merk­lich gesteigt. Das muss aller­dings nicht unbe­dingt an AMD lie­gen, son­dern könn­te auch an feh­len­der Soft­ware­op­ti­mie­rung lie­gen. So oder so wür­de AMD damit end­lich die Leis­tung abru­fen, die in ihren Pro­zes­so­ren schlum­mert. Scha­de, dass es auch 2017 noch etli­che Anwen­dun­gen zu fin­den sind, die rei­nen sin­gle­th­rea­ded-Code ausführen.