AMD Ryzen 7 1800X Review – Teil 1

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Erste Erfahrungen mit Ryzen

Wenn man uns fra­gen wür­de, wie die Zeit mit Ryzen war, wür­den wir sagen: „Viel zu kurz.“ Aber wir wer­den trotz­dem ver­su­chen, unse­ren ers­ten Ein­druck von dem Pro­zes­sor, vor allem auch im Zusam­men­spiel mit dem Aorus-Main­board, zu ver­mit­teln. Beim Zusam­men­bau lau­er­ten eigent­lich kei­ne Über­ra­schun­gen, weil wir einen klas­si­schen Küh­ler ver­wen­den, der die Hal­te­na­sen des Sockels nutzt. Auch war die Kon­fi­gu­ra­ti­on für die ers­ten Tests schnell erledigt.

Das mag unter ande­rem dar­an gele­gen haben, dass das BIOS beim Set­up nicht all­zu vie­le Ein­stell­mög­lich­kei­ten anbie­tet. Auf den ers­ten Blick fiel uns das gar nicht so sehr auf, bis wir dann den Arbeits­spei­cher auf die gewünsch­ten Timings ein­stel­len woll­ten. Denn schon hier feh­len eini­ge Ein­stell­mög­lich­kei­ten. Bei den ers­ten Sta­bi­li­täts­tests fiel uns dann auf, dass AMDs neue Schöp­fung nicht ganz so ein­fach zu küh­len ist. Wäh­rend der FX mit dem Mugen gar kei­ne Pro­ble­me hat­te, kam beim Burn-In-Test die Ryzen-CPU schon bedenk­lich über die 90°-Grenze, ein Wert, der bei den Bench­marks übri­gens nicht erreicht wurde.

Als nächs­tes ver­such­ten wir, die Tur­bo- und XFR-Ein­flüs­se zu beob­ach­ten, was uns unge­wöhn­lich schwer fiel. Zum einen zeigt AIDA nur drei P‑States an: Idle, einen mitt­le­ren und Basistakt. Die Tur­bo-Takt­ra­ten sind nicht dar­ge­stellt. Und auch XFR sieht bei uns erst­mal so aus, als wären ein­fach die­se 100 Mega­hertz zu den Takt­ra­ten hin­zu­ad­diert wor­den. Wir haben noch vor, dies mit wei­te­ren Küh­lern zu prü­fen. Erfreu­li­cher­wei­se hat­ten wir zumin­dest kei­ne Inkom­pa­ti­bi­li­tä­ten mit dem Arbeitsspeicher.

Die zwei­te Test­rei­he, die wir fuh­ren, war die mit fes­ten Takt­ra­ten bei 3 GHz. Was bis­her bei kei­nem Pro­zes­sor, den wir in unse­rem Test hat­ten, ein Pro­blem war, berei­te­te uns beim Ryzen ech­tes Kopf­zer­bre­chen. Es war weder über das BIOS noch über AMDs Soft­ware mög­lich, die Takt­ra­te zu redu­zie­ren! Sobald wir im BIOS einen ande­ren Mul­ti­pli­ka­tor vor­ga­ben, lief der Pro­zes­sor mit 3,7 Ghz. Es hat uns eini­ge Zeit gekos­tet, bis wir dahin­ter stie­gen, dass wir erst kurz über­tak­ten müs­sen, um dann den Takt redu­zie­ren zu kön­nen. Zumin­dest war es damit mög­lich, die fes­ten Takt­ra­ten zu fah­ren. Das Abschal­ten von SMT funk­tio­nier­te hin­ge­gen problemlos.

Das glei­che Pro­blem stell­te sich dann wie­der ein, als wir die Mess­rei­he mit deak­ti­vier­tem Tur­bo fah­ren woll­ten. Denn die Funk­ti­on Tur­bo-Modus exis­tiert im aktu­el­len BIOS noch gar nicht. Mit etwas expe­ri­men­tie­ren konn­ten wir mit AMDs Soft­ware zumin­dest die Takt­ra­te auf 3,6 Ghz deckeln. Das ent­spricht der Basistakt­ra­te. Bei die­ser Test­rei­he kam es dann zu einem über­ra­schen­den Pro­blem, das wir nicht repro­du­zie­ren konn­ten: Plötz­lich stell­ten sich stark inkon­sis­ten­te Resul­ta­te ein. So schwank­ten die vor­her sehr gut repro­du­zier­ba­ren Pack- und Ent­pack­pro­zes­se mit Win­RAR um meh­re­re Minu­ten. Bei GTA 5 fie­len uns sofort hef­ti­ge Mikroruck­ler auf, trotz Bild­wech­sel­fre­quen­zen ober­halb von 80 fps. Ein Blick auf die Frame­ti­mes bestä­tig­te die­sen Ein­druck. So kam es wie­der­holt zu Frames, die das bis zu Fünf­fa­che an Rechen­zeit benö­tig­ten. Abhil­fe konn­te am Ende nur das Tren­nen vom Strom­netz für meh­re­re Minu­ten schaf­fen. Wäh­rend der Test­pha­se kann die­ses Pro­blem aller­dings nicht noch ein­mal vor.

Gene­rell ver­mis­sen wir noch eini­ge Funk­tio­nen, die ein BIOS übli­cher­wei­se anbie­tet. Die­se betref­fen nicht nur Tur­bo und Über­tak­tungs­funk­ti­on, son­dern auch eini­ge den Chip­satz betref­fen­de. Die­ser Ein­druck wird von ande­ren Redak­tio­nen eben­falls bestä­tigt. Rück­bli­ckend scheint damit das Gerücht, dass die Main­board-Her­stel­ler eini­ge Pro­ble­me mit AMDs neu­em Pro­zes­sor hät­ten, als tat­säch­lich wahr­schein­lich. Wir gehen aller­dings hin­sicht­lich der schnel­len Abfol­ge von BIOS-Updates der Her­stel­ler von einer deut­li­chen Ver­bes­se­rung in der nahen Zukunft aus. Prin­zi­pi­ell kann man also mit Ryzen schon arbei­ten, geht es aber ums Fine­tu­ning, dürf­ten eini­gen Usern noch Ein­stel­lun­gen feh­len. Dazu passt, dass Giga­bytes eige­ne OC-Funk­ti­on im BIOS noch gar nicht exis­tiert, obwohl ein zusätz­li­cher But­ton für die­se auf dem PCB auf­ge­bracht ist.

Ein wei­te­rer Punkt, der uns auf­ge­fal­len ist, ist das ther­mi­sche Thrott­ling, wel­ches AMD offen­sicht­lich stark ange­passt hat. Ab 95°C redu­ziert Ryzen die Takt­ra­te sehr dyna­misch und ver­sucht, durch­weg den maxi­mal mög­li­chen Takt zu hal­ten. Das erin­nert uns vor allem an die letz­te Gra­fik­kar­ten-Gene­ra­ti­on des Herstellers.