AMD Ryzen 7 1800X Review – Teil 1

Artikel-Index:

Die bisherigen AMD-Architekturen

Wenn wir heu­te über die Tech­nik des AMD Ryzen phi­lo­so­phie­ren, kom­men wir nicht umhin, auch sei­ne direk­ten Vor­gän­ger wenigs­tens kurz zu strei­fen. Mit K5 und K6 hat­te AMD bereits Mit­te der 1990er-Jah­re zwei Archi­tek­tu­ren im Ren­nen – K5 selbst ent­wi­ckelt aus dem haus­ei­ge­nen RISC-Kern, K6 durch die Über­nah­me von Nex­Gen ein­ge­kauft –, die in Teil­dis­zi­pli­nen Ach­tungs­er­fol­ge erzie­len konn­ten. Ins­ge­samt jedoch blie­ben sie chan­cen­los gegen­über den Intel-Pen­dants, zum einen, da AMD es nicht schaff­te, die CPUs nach Zeit­plan ein­zu­füh­ren und sie daher schon bei Release im Rück­stand waren, und zum ande­ren, da ins­be­son­de­re der K6‑2/-III auf einer Platt­form lief, die von Intel bereits aus­ge­mus­tert wor­den war.

AMD K7

Das änder­te sich mit dem K7, der nicht nur eine kom­plet­te Neu­ent­wick­lung war, son­dern auch eine eige­ne, moder­ne Platt­form erhielt. Ent­spre­chend erfolg­reich war er. Sei­ne Wur­zeln hat der K7 im Jahr 1999, in dem er als Ath­lon das Licht der Welt erblick­te. Nicht nur, dass er den damals markt­füh­ren­den Intel Pen­ti­um III in Sachen Leis­tung über­flü­geln konn­te, AMD gelang es mit der ers­ten Aus­bau­stu­fe des K7 auch, das pres­ti­ge­träch­ti­ge Giga­hertz-Ren­nen für sich zu ent­schei­den, das damals auch weit über die IT-Pres­se hin­aus für gro­ßes Auf­se­hen sorgte.

AMD hat­te die Jah­re zuvor mit dem K5 und dem K6 viel Lehr­geld bezah­len müs­sen. Zwar konn­ten die­se CPUs in bestimm­ten Teil­be­rei­chen sehr gute bis her­vor­ra­gen­de Leis­tung erzie­len, aller­dings waren ihre Talen­te zu ein­sei­tig. Das extre­me Nied­rig­la­tenz-Lay­out zusam­men mit den auf­wän­di­gen Branch-Pre­dic­tors (Schal­tun­gen zur Sprung­vor­her­sa­ge) war kom­pro­miss­los auf hohe Leis­tung pro Takt und kur­ze Durch­lauf­zei­ten durch die Pipe­lines aus­ge­legt. Die Fol­ge war, dass AMD erheb­li­che Schwie­rig­kei­ten hat­te, den K6 und noch mehr den K5 auf eine kon­kur­renz­fä­hi­ge Takt­fre­quenz zu bekom­men. Zudem hat­ten AMD und Nex­Gen, die für den K6 ver­ant­wort­lich zeich­ne­ten, das The­ma Fließ­kom­ma-Leis­tung ver­nach­läs­sigt, was aus dama­li­ger Sicht ver­ständ­lich war, sich im Rück­blick jedoch als Boo­me­rang ent­pupp­te. Bis Mit­te der 1990er-Jah­re spiel­ten mathe­ma­ti­sche Co-Pro­zes­so­ren im End­kun­den­markt noch kaum eine Rol­le. Bis zum 386er war der Co-Pro­zes­sor nicht ein­mal zwin­gend Bestand­teil der CPU, son­dern wur­de bei Bedarf als zusätz­li­cher Chip in einen zwei­ten Sockel gesteckt. Fließ­kom­ma-Leis­tung wur­de (für End­kun­den) erst wich­tig, als die ers­ten 3D-Spie­le auf­ka­men – und das fällt genau in die Zeit, in der K5 und K6 auf den Markt kamen. Ent­spre­chend schlecht schnit­ten die­se Pro­zes­so­ren auf die­sem Gebiet ab. Dar­an änder­te auch die spä­ter nach­ge­scho­be­ne SIMD-Ein­heit “3DNow!” für den K6‑2 nichts, da kaum ein Spie­le­ent­wick­ler die­se zusätz­li­chen Befeh­le nutzte.

Die jah­re­lan­ge Unter­le­gen­heit der K5- und K6-Pro­zes­so­ren auf dem immer wich­ti­ger wer­den­den Spie­le­markt scheint damals ihre Spu­ren hin­ter­las­sen zu haben, denn bei der Ent­wick­lung des Nach­fol­gers namens K7 galt für die AMD-Ent­wick­ler ganz offen­bar “klot­zen, nicht kle­ckern”. Wäh­rend der K6 nur eine Non-pipe­lined-FPU besaß, durf­te der K7 auf nicht weni­ger als drei Fließ­kom­ma-Pipe­lines zurück­grei­fen. Unter ande­rem aus die­sem Grund wur­de der Ath­lon in den Jah­ren 1999 und 2000 der Lieb­ling der Gamer – ein Ruf, der in Stamm­tisch­ge­sprä­chen noch Jah­re nach­hall­te, wenn mal wie­der die ewi­ge Fra­ge AMD vs. Intel debat­tiert wurde.

Auch sonst blieb bei der Ent­wick­lung des K7 kein Stein auf dem ande­ren. Das Three-issue-Design mit einem 3‑fach-Deko­der, dop­pelt so lan­gen ALU-Pipe­lines wie beim K6 und rie­si­gen Level-1-Caches von je 64 KiB für Code und Daten sorg­te für ordent­lich Durch­satz. Zudem fuß­te der K7 nicht mehr auf einer abge­leg­ten, ver­al­te­ten Infra­struk­tur von Intel, son­dern auf einer mit Hil­fe von ehe­ma­li­gen DEC-Leu­ten ent­wi­ckel­ten, brand­neu­en Platt­form (zuerst Slot A, spä­ter Sockel A) mit DDR-Fronts­ide-Bus und viel Entwicklungspotenzial.