AMD Phenom II X4 Deneb — 45 nm für den Desktop
Schlussfolgerungen für Aufrüster
Wer die letzten Seiten des Artikels aufmerksam studiert hat, der wird feststellen, dass zwar Änderungen gegenüber dem Phenom eingearbeitet wurden, das Konzept des Denebs aber noch immer das Gleiche ist: Ein nativer Quad-Core, bestückt mit einer dritten Cache-Stufe.
Beim Launch des Phenom im Jahr 2007 war eines der heißesten Argumente pro Phenom die Aufrüstbarkeit. So brauchte nur ein BIOS-Update vorgenommen werden und schon sollte der K10 auch in bewährten AM2-Platinen lauffähig sein. Doch wie wir heute wissen, wurde genau dieser Aspekt nur halbherzig umgesetzt und viele Mainboard-Besitzer mit AM2-Hauptplatinen mussten in die Röhre schauen.
Genau wie der “originale” Phenom benötigt auch der Deneb aka Phenom II ein BIOS-Update, um in aktuellen Mainboards zu laufen. So wurden bereits im Vorfeld des Launches viele Hersteller aktiv und haben Listen herausgegeben, welche ihrer Mainboards denn Deneb-kompatibel seien:
- MSI Kompatibilitätsliste 45 nm AMD Phenom II
- Jetway Kompatibilitätsliste 45 nm AMD Phenom II
- Gigabyte Kompatibilitätsliste 45 nm AMD Phenom II
- Asus Kompatibilitätsliste 45 nm AMD Phenom II
- ASRock Kompatibilitätsliste 45 nm AMD Phenom II
- Biostar Kompatibilitätsliste 45 nm AMD Phenom II
- ECS Kompatibilitätsliste 45 nm AMD Phenom II
- DFI Kompatibilitätsliste 45 nm AMD Phenom II
Erstaunlich zu diesem Zeitpunkt war die relativ hohe Anzahl an unterstützenden Mainboards. Diese Tatsache führte dazu, dass in unserem Mainboard-Forum darüber spekuliert wurde, ob nicht jedes Mainboard, welches den Phenom unterstützt, auch prinzipiell für den Einsatz des Deneb geeignet wäre — auch ohne BIOS-Update.
An dieser Stelle kommen wir zum einleitenden Absatz dieser Seite zurück: Das Konzept hinter dem Deneb als nativer Quad-Core mit einer dritten Cache-Stufe ist unverändert. Das lässt genau den Schluss zu, der bereits im Forum diskutiert wurde. Nämlich, dass es in der Tat möglich sein könnte, den Deneb ohne BIOS-Update zu betreiben. Gesagt, getan.
Wir haben unser Deneb-Sample auf das Referenz-Mainboard, ein Gigabyte GA-MA790FX-DQ6, in dem Wissen gesetzt, dass das darauf befindliche BIOS F5 vom 21.05.2008 definitiv keine Deneb-Unterstützung bietet. Das System postete anstandslos:
Der Phenom II X4 940 wird als “AMD Processor model unknown” erkannt und funktioniert tadellos (soweit das die sehr knappen Tests überhaupt zu bescheinigen vermögen). Wir kennen zusätzlich zu unserem Referenz-Mainboard noch zwei weitere Hauptplatinen von FOXCONN, bei denen die Situation exakt gleich ausfällt. Somit besteht durchaus die Möglichkeit, dass der Deneb, auch wenn der Hersteller eines Mainboards keine explizite Freigabe erteilt, lauffähig ist.
Wer die Rechnung ohne den Wirt macht…
Das soeben beschriebene Szenario ist jedoch nicht für den produktiven Einsatz zu empfehlen. Denn obwohl der Prozessor augenscheinlich läuft, so sind die technischen Voraussetzungen theoretisch nicht gegeben:
- Update des Microcodes im BIOS
- Einarbeitung von Workarounds für aufgetretene Errata
- unter Umständen ein BIOS-Chip mit unzureichender Kapazität
Microcode-Updates sowie sonstige Updates eines BIOS (z.B. ein BIOS-Update der IGP) bedingen, dass die Größe des BIOS-Files im Laufe eines Produktzyklusses ansteigen kann. Sollte ein Mainboard-Hersteller das BIOS eines AM2 oder AM2+ ‑Mainboards in seiner Größe knapp kalkuliert haben, so kann es vorkommen, dass die Kapazität des verbauten BIOS-Chips nicht mehr ausreicht, um die zusätzlichen Updates für den Deneb aufzunehmen. In diesen Fällen wird es kein passendes BIOS für das entsprechende Mainboard geben, welches den Phenom II unterstützt — selbst dann nicht, wenn die Hardware der Platine technisch dazu in der Lage wäre.
An dieser Stelle wäre die Lösung praktikabel, einfach einen Deneb einzusetzen. Doch hierbei ist äußerste Vorsicht geboten. Mit den Updates für den Deneb werden gleichzeitig Workarounds für bekannte Errata eingearbeitet. Betreibt man den Deneb ohne Update, so läuft der Prozessor mit allen Fehlern die er besitzt. User einer solchen Konstellation kommen nie in den Genuss von Workarounds und müssen mit der Gefahr leben, dass Fehler auftreten und es zu Instabilitäten kommen kann.
Der Einsatz von AMDs Phenom II könnte also auf vielen (allen?) Mainboards möglich sein, welche bereits den ursprünglichen Phenom mit einer TDP (Thermal Design Power) von 125 Watt unterstützen. Doch diese Lösung ist nur etwas für Bastler und risikobewusste User — für sicherheitsbewusste Anwender ist sie nicht zu empfehlen.