AMD Phenom II X4 Deneb — 45 nm für den Desktop

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Schlussfolgerungen für Aufrüster

Wer die letz­ten Sei­ten des Arti­kels auf­merk­sam stu­diert hat, der wird fest­stel­len, dass zwar Ände­run­gen gegen­über dem Phe­nom ein­ge­ar­bei­tet wur­den, das Kon­zept des Denebs aber noch immer das Glei­che ist: Ein nati­ver Quad-Core, bestückt mit einer drit­ten Cache-Stufe.

Beim Launch des Phe­nom im Jahr 2007 war eines der hei­ßes­ten Argu­men­te pro Phe­nom die Auf­rüst­bar­keit. So brauch­te nur ein BIOS-Update vor­ge­nom­men wer­den und schon soll­te der K10 auch in bewähr­ten AM2-Pla­ti­nen lauf­fä­hig sein. Doch wie wir heu­te wis­sen, wur­de genau die­ser Aspekt nur halb­her­zig umge­setzt und vie­le Main­board-Besit­zer mit AM2-Haupt­pla­ti­nen muss­ten in die Röh­re schauen.

Genau wie der “ori­gi­na­le” Phe­nom benö­tigt auch der Deneb aka Phe­nom II ein BIOS-Update, um in aktu­el­len Main­boards zu lau­fen. So wur­den bereits im Vor­feld des Laun­ches vie­le Her­stel­ler aktiv und haben Lis­ten her­aus­ge­ge­ben, wel­che ihrer Main­boards denn Deneb-kom­pa­ti­bel seien:

Erstaun­lich zu die­sem Zeit­punkt war die rela­tiv hohe Anzahl an unter­stüt­zen­den Main­boards. Die­se Tat­sa­che führ­te dazu, dass in unse­rem Main­board-Forum dar­über spe­ku­liert wur­de, ob nicht jedes Main­board, wel­ches den Phe­nom unter­stützt, auch prin­zi­pi­ell für den Ein­satz des Deneb geeig­net wäre — auch ohne BIOS-Update.

An die­ser Stel­le kom­men wir zum ein­lei­ten­den Absatz die­ser Sei­te zurück: Das Kon­zept hin­ter dem Deneb als nati­ver Quad-Core mit einer drit­ten Cache-Stu­fe ist unver­än­dert. Das lässt genau den Schluss zu, der bereits im Forum dis­ku­tiert wur­de. Näm­lich, dass es in der Tat mög­lich sein könn­te, den Deneb ohne BIOS-Update zu betrei­ben. Gesagt, getan.

Wir haben unser Deneb-Sam­ple auf das Refe­renz-Main­board, ein Giga­byte GA-MA790FX-DQ6, in dem Wis­sen gesetzt, dass das dar­auf befind­li­che BIOS F5 vom 21.05.2008 defi­ni­tiv kei­ne Deneb-Unter­stüt­zung bie­tet. Das Sys­tem pos­te­te anstandslos:

Postscreen Gigabyte GA-MA790FX-DQ6 mit AMD Phenom II X4 940 ohne BIOS-Update

Der Phe­nom II X4 940 wird als “AMD Pro­ces­sor model unknown” erkannt und funk­tio­niert tadel­los (soweit das die sehr knap­pen Tests über­haupt zu beschei­ni­gen ver­mö­gen). Wir ken­nen zusätz­lich zu unse­rem Refe­renz-Main­board noch zwei wei­te­re Haupt­pla­ti­nen von FOXCONN, bei denen die Situa­ti­on exakt gleich aus­fällt. Somit besteht durch­aus die Mög­lich­keit, dass der Deneb, auch wenn der Her­stel­ler eines Main­boards kei­ne expli­zi­te Frei­ga­be erteilt, lauf­fä­hig ist.

Wer die Rech­nung ohne den Wirt macht…

Das soeben beschrie­be­ne Sze­na­rio ist jedoch nicht für den pro­duk­ti­ven Ein­satz zu emp­feh­len. Denn obwohl der Pro­zes­sor augen­schein­lich läuft, so sind die tech­ni­schen Vor­aus­set­zun­gen theo­re­tisch nicht gegeben:

  • Update des Micro­codes im BIOS
  • Ein­ar­bei­tung von Work­arounds für auf­ge­tre­te­ne Errata
  • unter Umstän­den ein BIOS-Chip mit unzu­rei­chen­der Kapazität

Micro­code-Updates sowie sons­ti­ge Updates eines BIOS (z.B. ein BIOS-Update der IGP) bedin­gen, dass die Grö­ße des BIOS-Files im Lau­fe eines Pro­dukt­zy­klus­ses anstei­gen kann. Soll­te ein Main­board-Her­stel­ler das BIOS eines AM2 oder AM2+ ‑Main­boards in sei­ner Grö­ße knapp kal­ku­liert haben, so kann es vor­kom­men, dass die Kapa­zi­tät des ver­bau­ten BIOS-Chips nicht mehr aus­reicht, um die zusätz­li­chen Updates für den Deneb auf­zu­neh­men. In die­sen Fäl­len wird es kein pas­sen­des BIOS für das ent­spre­chen­de Main­board geben, wel­ches den Phe­nom II unter­stützt — selbst dann nicht, wenn die Hard­ware der Pla­ti­ne tech­nisch dazu in der Lage wäre.

An die­ser Stel­le wäre die Lösung prak­ti­ka­bel, ein­fach einen Deneb ein­zu­set­zen. Doch hier­bei ist äußers­te Vor­sicht gebo­ten. Mit den Updates für den Deneb wer­den gleich­zei­tig Work­arounds für bekann­te Erra­ta ein­ge­ar­bei­tet. Betreibt man den Deneb ohne Update, so läuft der Pro­zes­sor mit allen Feh­lern die er besitzt. User einer sol­chen Kon­stel­la­ti­on kom­men nie in den Genuss von Work­arounds und müs­sen mit der Gefahr leben, dass Feh­ler auf­tre­ten und es zu Insta­bi­li­tä­ten kom­men kann.

Der Ein­satz von AMDs Phe­nom II könn­te also auf vie­len (allen?) Main­boards mög­lich sein, wel­che bereits den ursprüng­li­chen Phe­nom mit einer TDP (Ther­mal Design Power) von 125 Watt unter­stüt­zen. Doch die­se Lösung ist nur etwas für Bast­ler und risi­ko­be­wuss­te User — für sicher­heits­be­wuss­te Anwen­der ist sie nicht zu empfehlen.