AMD Mantle — Die neue API in einem ersten Test
Erste Eindrücke und Überlegungen
Nach einigen Tests mit Mantle können wir an dieser Stelle auf unsere ersten Eindrücke zurückblicken. Mehr als erste Eindrücke sind es auch nicht, denn ein einziges Spiel sowie eine Art Techdemo lassen zwar einen groben Überblick zu, viele Aspekte bleiben aber unbeantwortet. Stellt sich die Frage, ob unsere ersten Eindrücke nun ausschließlich positiv sind? Darauf ein eindeutiges “Jein”.
Mantle kann in Battlefield 4 sowie der Star-Swarm-Techdemo durchaus überzeugen und zeigt, wieviel Leistung mit intelligenter Schnittstelle hinzugewonnen werden kann. Oder zeigt sich, wieviel Leistung DirectX liegenlässt? Nun, die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Fakt ist, dass die Benchmarkergebnisse von Mantle eigentlich überall überzeugen können. Von wenigen Prozent bis hin zu einer Leistungserhöhung um mehr als Faktor zwei konnten durch uns bzw. andere Redaktionen bisher gemessen werden. Dabei variiert der Unterschied zwischen Mantle und DirectX sehr stark, sodass kein einheitliches Bild gezeichnet werden kann. Als sicher gilt: Je schwächer die CPU, desto höher kann der Vorteil von Mantle ausfallen. Und je unausgewogener die Kombination aus CPU und GPU ist, desto besser kann Mantle seine Vorteile ausspielen.
Doch abseits der reinen Performance muss man auch sehen, dass wir es aktuell mit gerade einmal zwei Anwendungsmöglichkeiten zu tun haben, die auf zwei Grafikkartengenerationen eines Herstellers beschränkt sind. Denn aktuell funktioniert Mantle ausschließlich mit Grafikkarten der GCN-Serie, wobei unsere R9-290X zur zweiten Generation gehört. Diese Konstellationen sind obendrein noch nicht frei von Problemen und bringen den Umstand mit sich, dass auf weit verbreitete Monitoring-Tools verzichtet werden muss. Es liegt also nah, dass der Start von Mantle zwar vielversprechend ist, für eine hohe Marktdurchdringung aber noch so einiges getan werden muss. Erst dann kann man von einem Erfolg sprechen – oder aber auch nicht.
Die Vorzeichen für einen erfolgreichen Verlauf stehen nicht schlecht. Mit Battlefield 4 hat man einen sehr prestigeträchtigen (wenn aktuell auch streitbaren) Titel für den Launch genutzt und rund 20 weitere Titel sind über diverse Quellen avisiert worden. Die Zukunft von Mantle scheint also vorerst in Fahrt zu kommen, wenngleich den Worten auch Taten folgen müssen. Doch nicht nur die pure Anzahl an unterstützenden Spielen ist wichtig, auch die bisher auftretenden Probleme müssen behoben werden. Wenn an diesen beiden Fronten weitergekämpft wird, dann hat Mantle durchaus das Potenzial, eine erfolgreiche API zu werden.
Sollten Mantle die Kinderkrankheiten ausgetrieben werden und zudem eine breite Software-Basis erstellt werden können, so heißt dies aber trotzdem nicht automatisch, dass die Zukunft auch gesichert ist. Es besteht in dieser Hinsicht “Gefahr” von zwei Seiten. Auf der einen Seite haben wir Microsoft, auf der anderen steht NVIDIA.
Mantle zeigt, was mit einer schlanken API möglich ist. Es sei dahingestellt, ob DirectX soviel langsamer oder Mantle soviel schneller arbeitet – sollte Microsoft sich genötigt fühlen, DirectX ebenfalls auf Effizienz zu trimmen, so könnten die Vorteile von Mantle wieder geringer ausfallen. Bis hin zu dem Punkt, wo der Aufwand, Mantle in ein Spiel zu integrieren, aufgrund geringer Unterschiede keinen Sinn mehr macht. Zwar würde in diesem Fall wahrscheinlich AMD den kürzeren ziehen, im Endeffekt wäre aber trotzdem allen geholfen. Nämlich mit einem flotteren DirectX für alle.
Sollte dies nicht so eintreten, könnte sich NVIDIA gezwungen fühlen, aktiv zu werden. Aufgrund der starken Rivalität beider Unternehmen sehen wir es als unwahrscheinlich an, dass NVIDIA Mantle adaptieren würde. Eher wahrscheinlich wäre eine hauseigene Lösung, sodass der geneigte Anwender schlussendlich mit drei Lösungsansätzen konfrontiert sein könnte und die Software-Welt dadurch noch fragmentierter wird. Damit wäre niemandem so recht geholfen. Zumal sich der Aufwand der Spiele-Entwickler im schlimmsten Fall gegenüber DirectX als einziger Schnittstelle verdreifachen könnte.