AMD Mantle — Die neue API in einem ersten Test

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DirectX 12.0, ForceWare 337.50 und die Zukunft von Mantle

Bereits vor eini­gen Wochen hielt Micro­soft im Rah­men der Game Deve­lo­per Con­fe­rence 2014 eine Pres­se­kon­fe­renz ab, wel­che sich um DirectX 12.0 dreh­te. Dar­in wur­den eini­ge Eck­punk­te genannt sowie ein ers­ter zar­ter Ver­gleich zu DirectX 11.1 mit­tels einer modi­fi­zier­ten 3DMark-Ver­si­on vor­ge­nom­men. Auf Basis die­ser Prä­sen­ta­ti­on spe­ku­lie­ren vie­le Nut­zer nun bereits über das Ende von Man­t­le, bevor des­sen Lebens­zy­klus so rich­tig Fahrt auf­ge­nom­men hat.

Was kann DirectX 12.0?

Da Micro­soft DirectX 12.0 für Ende 2015 ange­kün­digt hat, sind belast­ba­re Fak­ten noch sehr rar gesät. Wäh­rend der Prä­sen­ta­ti­on auf der GDC wur­den eini­ge weni­ge Eck­da­ten genannt, nach denen man DirectX 12 hard­ware­nä­her pro­gram­mie­ren will und somit die CPU-Last der API um etwa die Hälf­te ver­rin­gern kön­ne. Zudem wol­le man die Threads bes­ser auf vor­han­de­ne Ker­ne ver­tei­len. Ins­ge­samt soll damit eine bes­se­re Kon­trol­le für Spie­le­ent­wick­ler mög­lich wer­den. Moment, ein Déjà-vu? Das haben wir doch alles schon bei Man­t­le gehört?

In der Tat. DirectX und Man­t­le schei­nen nach der­zei­ti­gem Kennt­nis­stand rela­tiv ähn­lich aus­zu­fal­len. Einer­seits wür­de dies natür­lich deut­lich mehr Win­dows-Nut­zern zugu­te­kom­men, ande­rer­seits steht dann die (berech­tig­te?) Fra­ge im Raum, ob Man­t­le über­haupt noch einen Sinn ergibt. Denn Spie­le­her­stel­ler müs­sen für Man­t­le und DirectX zwei Ren­der­pfa­de in ihre Spie­le ein­pfle­gen. Soll­te DirectX 12 nun ähn­li­che Leis­tungs­schü­be wie Man­t­le her­vor­brin­gen, stellt sich unwei­ger­lich die Fra­ge, ob die Pfle­ge zwei­er APIs bei annä­hernd glei­cher Leis­tung sinn­voll ist.

NVI­DI­As Force­Wa­re 337.50

NVIDIA hat mit dem Release von Force­Wa­re 337.50 sei­ner­seits einen Schritt unter­nom­men, die Gra­fik­trei­ber für DirectX effi­zi­en­ter zu gestal­ten. Ab die­sem Trei­ber-Release will man das Augen­merk ver­stärkt auf die bes­se­re Res­sour­cen-Aus­nut­zung der CPU legen. Zwar sind die gemes­se­nen Unter­schie­de in der Regel deut­lich gerin­ger als der Per­for­mance­vor­teil von Man­t­le, jedoch gibt es ein­zel­ne Aus­nah­men, wo NVI­DI­As aktu­el­ler Beta-Trei­ber enor­me Leis­tungs­zu­wäch­se ver­bu­chen kann. Das zeigt, dass selbst bei der Trei­ber­pro­gram­mie­rung für DirectX noch Poten­zi­al vor­han­den ist, wel­ches auch ohne neue API genutzt wer­den kann. Kommt ein ohne­hin effi­zi­en­te­res DirectX hin­zu, so steht Man­t­le bereits jetzt unter einem gewis­sen Druck.

Man­t­les Zukunft?

Bis DirectX 12 Ein­zug in Win­dows hält, wer­den noch knapp zwei Jah­re ver­ge­hen. Bis dahin hat Man­t­le Zeit, eine gewis­se Basis bei den Spie­le­ent­wick­lern zu schaf­fen. Doch frag­lich ist, ob besag­te Ent­wick­ler dann wei­ter­hin einen erhöh­ten Auf­wand betrei­ben wer­den, um Man­t­le ein­zu­bin­den, falls zukünf­tig kaum noch ein Vor­teil besteht.

Daher bil­den sich drei Din­ge als Kern­aspek­te her­aus, die über ein Fort­be­stehen von Man­t­le entscheiden.

1. Das Betriebssystem

In der Prä­sen­ta­ti­on von DirectX 12 spricht Micro­soft davon, zum Start der neu­en Ver­si­on etwa 50 Pro­zent aller Gam­ing-Sys­te­me abde­cken zu wol­len. Nimmt man die aktu­el­le Auf­tei­lung der Betriebs­sys­te­me als Basis, so dürf­te Win­dows 7 inbe­grif­fen sein. Aller­dings ver­sucht Micro­soft, Win­dows 8.1 zu pushen und zudem steht Win­dows 9 angeb­lich bereits kurz vor der Tür. Ange­sichts des­sen könn­te es bedeu­ten, dass DirectX 12 nur für Win­dows 8 auf­wärts geplant ist — womit man Ende 2015 oder Anfang 2016 besag­te 50 Pro­zent aller Gam­ing-Rech­ner aus­ge­stat­tet haben will.

Soll­te DirectX 12 nicht für Win­dows 7 erschei­nen, so hät­te Man­t­le hier ein star­kes Argu­ment auf sei­ner Sei­te. Denn Win­dows 7 kommt auf einem nicht zu ver­ach­ten­den Teil der Spie­le-PCs zum Ein­satz, wel­chen Micro­soft mit dem neu­en DirectX brach lie­gen las­sen könn­te. Jedoch muss man hier auch sehen, dass ledig­lich die Win­dows-7-Vari­an­ten in 64 Bit rele­vant sind, da Man­t­le — zumin­dest der­zeit — nur auf die­sen Sys­te­men läuft. Die 32-Bit-Ver­sio­nen von Win­dows 7 wer­den von Man­t­le bis­her nicht unterstützt.

2. Die Wei­ter­ent­wick­lung von Mantle

Man­t­le ent­las­tet in sei­ner der­zei­ti­gen Form in ers­ter Linie die CPU. Dadurch wird die­ser Fla­schen­hals gewei­tet und je nach Kon­fi­gu­ra­ti­on ganz elemi­niert. Zwar ist dies ein sehr guter (und bis­her erfolg­rei­cher) Ansatz, er wird jedoch nicht aus­rei­chen, um län­ger­fris­tig eine zu DirectX über­le­ge­ne Leis­tung zu bie­ten. Wei­te­re Aus­bau­stu­fen müs­sen fol­gen, um selbst Opti­mie­run­gen, die Micro­soft mit dem neu­en DirectX ein­füh­ren will, über­flü­geln zu kön­nen. Geschieht dies nicht, könn­te Man­t­le rela­tiv schnell wie­der in der Ver­sen­kung verschwinden.

3. Die Ähn­lich­keit zu DirectX

Eini­ge User im Forum unse­rer Part­ner­sei­te 3DCenter sind der Mei­nung, dass Man­t­le und DirectX 12 rela­tiv ähn­lich aus­fal­len könn­ten — und zwar nicht nur in ihrer Leis­tungs­fä­hig­keit, son­dern auch in Sachen Inte­gra­ti­on in die Spie­le. Je ähn­li­cher sich bei­de APIs wer­den, des­to höher dürf­te die Chan­ce sein, dass von den Spie­le­ent­wick­lern Man­t­le par­al­lel zu DirectX bereit­ge­stellt wird — auch wenn nur rela­tiv gerin­ge Leis­tungs­un­ter­schie­de erhal­ten bleiben.

Die­se drei Aspek­te wer­den letzt­end­lich dar­über ent­schei­den, ob wir nach DirectX 12 noch wei­ter­hin Man­t­le zur Ver­fü­gung haben wer­den oder nicht. Aber egal, wie die­se Fra­ge­stel­lung letzt­end­lich beant­wor­tet wer­den wird: Mit Man­t­le hat AMD anschei­nend den Stein des Anstos­ses gelie­fert, um das The­ma der DirectX-Leis­tungs­fä­hig­keit in den Vor­der­grund zu rücken. Let­zend­lich wäre es scha­de, wenn Man­t­le nach dem Auf­wand, wel­cher bis­her betrie­ben wur­de, nach nur etwa zwei Jah­ren obso­let wer­den wür­de. Jedoch wür­den in die­sem Moment alle Win­dows-Nut­zer pro­fi­tie­ren — näm­lich mit Man­t­le-ähn­li­cher Leis­tung unab­hän­gig von der ver­bau­ten Grafikkarte.

Auf alle Fäl­le gebührt AMD an die­ser Stel­le Dank: Sei es dafür, dass man mit Man­t­le eine Alter­na­ti­ve zu DirectX geschaf­fen hat oder sei es im End­ef­fekt “nur” dafür, dass man trotz stets knap­per Res­sour­cen ein sehr kom­ple­xes The­ma mit Nut­zen für alle ange­scho­ben hat.